»Nichts konnte mich nicht so richtig abholen«
Worum geht’s?
Wala Kitu, Mathematikprofessor und Experte für »Nichts«, soll dem Schurken John Sill, einem schwarzen Milliardär, beim größten Coup seines Lebens helfen: ein Einbruch in Fort Knox. Ziel: ein Schuhkarton, gefüllt mit »Nichts«. Denn wer das Nichts kontrolliert, der regiert die Welt.
Wie war’s?
Percival Everett war für mich seit »James« kein Unbekannter und ich habe seinem neuen Werk lange entgegengefiebert. Voller Begeisterung habe ich es angefangen, dann lag es nach den ersten Kapiteln unangetastet auf dem Nachttisch und hat mich in eine regelrechte Leseflaute befördert.
Warum eigentlich? Schwer zu sagen. Ich beschäftige mich als Literaturübersetzerin sehr viel mit Sprache, also hätten mir die vielen Exkurse über das »Nichts« eigentlich gar nicht so viel ausmachen sollen. Ich glaube, primär lag es an den ständigen Anspielungen auf irgendwelche mathematischen Zusammenhänge, schon in der Einleitung, mit denen man als Laie bzw. leidenschaftlicher Mathematik-Hasser eigentlich nichts anfangen kann. Solche Textstellen haben mich immer wieder aus dem Lesefluss geworfen.
Warum ich das Buch trotzdem beendet habe? Die Grundstory ist durchaus interessant, sympathisch waren mir vor allem Kitus Traumgespräche mit seinem einbeinigen Hund und auch seine Kollegin Eigen bringt noch einen interessanten Twist rein, der einen aufs Ende hinfiebern lässt.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich die Übersetzung des Kollegen Nikolaus Stingl, die wieder ein sprachliches Feuerwerk und ein Genuss war. An ihm lag’s jedenfalls nicht, dass mich Nichts nicht so richtig begeistern konnte.
Fazit
Percival Everett ist ein hochinteressanter Autor, und auch wenn mich Dr. No nicht vom Hocker gehauen hat, werde ich ihn und seine nächsten Bücher im Auge behalten. Vielleicht ist ja das Nächste wieder ein großer Wurf.