Nichts … wird persifliert

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Nachdem mir bereits zwei Bücher von Percival Everett ausnehmend gut gefielen, war die Freude groß, als ich „Dr. No“ entdeckte – und dann geht es darin auch noch um einen Mathematiker! Ein Selbstläufer?!

Dr. No, ein Mathematikprofessor, verdingt sich als Berater eines Milliardärs. Der will, um es platt zu sagen, die Weltherrschaft an sich reißen (eigentlich will er „nur“ die Schwarzen von Weißen angetanen Ungerechtigkeiten rächen können), und zwar mit einem Karton, der in Fort Knox lagert, sein Inhalt: „nichts“, denn wer in dessen Besitz sei, kontrolliere die Welt.

oBdA: So kurz, so gut – so mathematisch … Dass man mit „nichts“ die Weltherrschaft an sich reißen kann, hat philosophische Züge (zwar kommt man mit Geld schon recht weit, aber für die „Weltherrschaft“ reicht es bedingt …). Das ist das eine Grundthema des Buches, das andere ist eine Persiflage mehrerer Vorlagen: Milliardär Sill will ein „(Bond-)Schurke“ sein, womit nicht nur die Bond-Reihe als Vorlage dient, sondern (gefühlt) auch „Ich einfach unverbesserlich“ (und teils ist Dr. No auch so überdreht). Darüber hinaus lautet eine Hypothese, dass in Fort Knox gar kein Gold lagert, sondern nichts, es werden also auch Verschwörungstheorien persifliert. Wen Everett mit Ralph Townsend, der sich selbst auch mal Wala Kitu nennt, auf die Schippe nimmt, ist mir noch nicht klar, er könnte sich aber an einer der Figuren aus Big Bang Theory orientieren. Denn an sich ist Townsend Matheprof, betrachtet sich aber als Erforscher des Nichts, genauer gesagt befasst er sich schon länger mit nichts … der „Beiname“ Dr. No ist die zweite klare Bond-Anleihe. Darüber hinaus betreibt Everett mit „Dr. No“ nicht nur verhaltene Gesellschaftskritik (und setzt in gewisser Weise seinen Ansatz aus „James“ fort), schließlich lässt er den Milliardär John Sill schwarz sein und vor dem aktuellen Geschehen in den USA rund um Universitäten könnte die Geschichte aktueller kaum sein. Lesen lässt sich das Ganze trotz der philosophischen Anklänge ziemlich flüssig, allerdings dürften daran bevorzugt Mathematiker (Physiker sind da recht ähnlich) oder Menschen mit doch sehr schrägem Humor ihre Freude haben bzw. Fans von James Bond, Gru, Big Bang Theory … denn in dieser Geschichte ist schon einiges absurd. Alles in allem ist „Dr. No“ eine Mischung aller erwähnten Vorlagen (und vermutlich noch mehr, die ich bloß nicht bemerkt habe, da mir unbekannt) auf Steroiden.
q.e.d.