Sehr gelungener Spionage- und Gesellschaftsroman
Nachdem Percival Everett für seinen gelungenen Roman "James" im letzten Jahr den Pulitzer-Preis erhalten, legt er mit "Dr. No" bereits seinen nächsten Roman vor und kann problemlos an diesen Qualität anknüpfen. Auch dieses Mal handelt es sich im weitesten Sinne um eine Nacherzählung eines bekannten Stoffes aus einer anderen Perspektive. Im Fokus dieses Mal der Mathematikprofessor Walu Kitu, der an den Bond-Bösewicht Dr. No gerät. Everett nutzt diese Prämisse für einen genialen und vielschichtigen Roman, der Genregrenzen überwindet und seinesgleichen sucht. "Dr. No" ist einerseits eine Parodie auf einen Spionageroman, der seinen Vorbilden in Sachen Spannung in kleinster Weise nachsteht. Andererseits ist "Dr. No" ein kluger Gesellschaftsroman über Rassismus, gesellschaftliche Machtpositionen und Kapitalismus, der zugleich immer wieder philosophischen Tiefgang bietet. "Dr. No" ist ein äußerst gelungener Roman, der nur wärmstens weiterempfohlen werden kann.