Tolles Buch

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Percival Everett gelingt es mit Dr. No, einen unterhaltsamen und dennoch tiefgründigen Roman zu schreiben. Auf den ersten Blick liest sich das Buch wie eine Parodie auf James-Bond-Geschichten: Ein exzentrischer Milliardär schmiedet einen größenwahnsinnigen Plan, ein Mathematiker mit dem Namen Wala Kitu – Experte für „Nichts“ – wird widerwillig hineingezogen, und am Ende geht es um nichts Geringeres als die Kontrolle über das „Nichts“ selbst.
Doch hinter der augenzwinkernden Oberfläche steckt weit mehr. Everett verknüpft absurde Szenen mit scharfer Gesellschaftskritik. Der Roman stellt Fragen nach Macht, Rassismus und Verantwortung und verpackt sie in eine Sprache voller Witz, Ironie und überraschender Wortspiele. So wird das „Nichts“ zu einer Metapher, die von mathematischer Theorie bis hin zu politischer Realität reicht.
Spannend ist, wie Everett mühelos zwischen groteskem Humor und bitterem Ernst wechselt. Die tragische Hintergrundgeschichte des Bösewichts John Sill verleiht der Handlung Tiefe, während gleichzeitig die genretypischen Klischees von Agentenromanen verspielt unterlaufen werden.
Dr. No ist kein leichter Action-Thriller, sondern ein intelligentes Spiel mit Formen, Ideen und Erwartungen.
Fazit: Ein wilder, kluger und sehr origineller Roman, der sowohl unterhält als auch zum Nachdenken anregt – eben typisch Percival Everett.