Viel Lärm um Nichts
Wie schon in seinem Roman „James“, der an Mark Twains Klassiker „Tom Sawyer und Huckleberry Finn“ angelehnt war, greift Percival Everett auch in „Dr No“ auf ein berühmtes literarisches Vorbild zurück: Ian Flemings James Bond. Doch anstatt einfache Unterhaltung zu liefern, wie es das Genre nahelegt, verfolgt Everett einen deutlich literarischeren Anspruch.
Im Zentrum steht Wala Kitu, ein angesehener Mathematikprofessor, der sich in einem ruhigen, unspektakulären Leben eingerichtet hat. Dieses gerät aus den Fugen, als der exzentrische Milliardär John Sill ihn als Berater anwirbt – für nichts weniger als das „Nichts“, auf dem Kitu als Fachmann gilt. Sill hegt den bizarren Wunsch, sich selbst zu einem klassischen Bond-Bösewicht zu formen. Kitu lässt sich auf das Angebot ein und begibt sich damit auf eine abenteuerliche Reise, die ihn in bester Agentenmanier von Privatjets über U-Boote bis hin zu geheimnisvollen Inseln führt.
Everetts literarisches Spiel mit bekannten Vorlagen weckt zunächst Skepsis: Schließlich gelten die Bond-Romane eher als Unterhaltungslektüre und weniger als literarisch hochwertig. Doch Everett, vielfach preisgekrönt und mit weit höheren Ambitionen ausgestattet, versucht genau diesen Sprung. Überraschenderweise setzt er dabei nicht auf Schwere, sondern auf Humor – mal mit Wortwitz, mal komödiantisch, manchmal sogar slapstickhaft. Wie schon in „James“ ist seine Ironie oft kaum mehr als eine feine Schicht, die jedoch im Laufe der Lektüre immer deutlicher hervortritt.
Anfangs funktioniert das sehr gut: Die Dialoge zwischen Sill und Kitu, die absurden Reflexionen über das „Nichts“ sowie die schrägen Nebenfiguren – vom Autohändler bis zum dreibeinigen Hund – sind originell und unterhaltsam. Doch sobald die Handlung Fahrt aufnimmt und Kitu in ein Netz aus Intrigen, Verfolgungen und Agentenabenteuern gerät, verliert der Roman an Kraft. Zwar baut Everett weiterhin theoretische Exkurse ein, die das Geschehen mit metaphorischer Tiefe anreichern sollen, doch wirken diese zunehmend wie ein intellektuelles Alibi. Statt durch erzählerische Dichte zu überzeugen, fordert er hier vor allem die Fantasie der Leser heraus – mit dem Effekt, dass die Handlung bisweilen banal, überzeichnet und in ihrer Parodie zu einseitig bleibt.
Am Ende entsteht so der Eindruck, dass Everett sich wie schon in „James“ zu sehr in der Nacherzählung eines Abenteuerplots verliert, ohne diesem einen tragfähigen literarischen Kern zu verleihen. Was als kluge Satire angelegt sein könnte, gerät streckenweise zu einer geistlosen Agenten-Persiflage.
Nach zwei Romanen muss ich daher feststellen: Everetts Stil – ein wechselvolles Spiel zwischen Gesellschaftskritik, Anspruch, Humor und Satire – entfaltet für mich keine nachhaltige Wirkung. Die Mischung wirkt zunächst spannend und mutig, trägt jedoch keine ganze Erzählung. Zu selten blitzen die wirklich gehaltvollen, intellektuellen Zwischentöne auf. Stattdessen häufen sich Andeutungen, die Raum für Deutung bieten sollen, letztlich aber eher wie Ausweichmanöver erscheinen.
„Dr No“ ist zweifellos unterhaltsam, skurril, mutig und originell – aber ebenso sprunghaft und unausgewogen. Für manche Leser mag genau diese Mischung den Reiz ausmachen. Für mich bleibt der Roman jedoch ein interessantes Gedankenspiel, das als Parodie funktioniert, als Literatur aber nicht gänzlich überzeugt.
Im Zentrum steht Wala Kitu, ein angesehener Mathematikprofessor, der sich in einem ruhigen, unspektakulären Leben eingerichtet hat. Dieses gerät aus den Fugen, als der exzentrische Milliardär John Sill ihn als Berater anwirbt – für nichts weniger als das „Nichts“, auf dem Kitu als Fachmann gilt. Sill hegt den bizarren Wunsch, sich selbst zu einem klassischen Bond-Bösewicht zu formen. Kitu lässt sich auf das Angebot ein und begibt sich damit auf eine abenteuerliche Reise, die ihn in bester Agentenmanier von Privatjets über U-Boote bis hin zu geheimnisvollen Inseln führt.
Everetts literarisches Spiel mit bekannten Vorlagen weckt zunächst Skepsis: Schließlich gelten die Bond-Romane eher als Unterhaltungslektüre und weniger als literarisch hochwertig. Doch Everett, vielfach preisgekrönt und mit weit höheren Ambitionen ausgestattet, versucht genau diesen Sprung. Überraschenderweise setzt er dabei nicht auf Schwere, sondern auf Humor – mal mit Wortwitz, mal komödiantisch, manchmal sogar slapstickhaft. Wie schon in „James“ ist seine Ironie oft kaum mehr als eine feine Schicht, die jedoch im Laufe der Lektüre immer deutlicher hervortritt.
Anfangs funktioniert das sehr gut: Die Dialoge zwischen Sill und Kitu, die absurden Reflexionen über das „Nichts“ sowie die schrägen Nebenfiguren – vom Autohändler bis zum dreibeinigen Hund – sind originell und unterhaltsam. Doch sobald die Handlung Fahrt aufnimmt und Kitu in ein Netz aus Intrigen, Verfolgungen und Agentenabenteuern gerät, verliert der Roman an Kraft. Zwar baut Everett weiterhin theoretische Exkurse ein, die das Geschehen mit metaphorischer Tiefe anreichern sollen, doch wirken diese zunehmend wie ein intellektuelles Alibi. Statt durch erzählerische Dichte zu überzeugen, fordert er hier vor allem die Fantasie der Leser heraus – mit dem Effekt, dass die Handlung bisweilen banal, überzeichnet und in ihrer Parodie zu einseitig bleibt.
Am Ende entsteht so der Eindruck, dass Everett sich wie schon in „James“ zu sehr in der Nacherzählung eines Abenteuerplots verliert, ohne diesem einen tragfähigen literarischen Kern zu verleihen. Was als kluge Satire angelegt sein könnte, gerät streckenweise zu einer geistlosen Agenten-Persiflage.
Nach zwei Romanen muss ich daher feststellen: Everetts Stil – ein wechselvolles Spiel zwischen Gesellschaftskritik, Anspruch, Humor und Satire – entfaltet für mich keine nachhaltige Wirkung. Die Mischung wirkt zunächst spannend und mutig, trägt jedoch keine ganze Erzählung. Zu selten blitzen die wirklich gehaltvollen, intellektuellen Zwischentöne auf. Stattdessen häufen sich Andeutungen, die Raum für Deutung bieten sollen, letztlich aber eher wie Ausweichmanöver erscheinen.
„Dr No“ ist zweifellos unterhaltsam, skurril, mutig und originell – aber ebenso sprunghaft und unausgewogen. Für manche Leser mag genau diese Mischung den Reiz ausmachen. Für mich bleibt der Roman jedoch ein interessantes Gedankenspiel, das als Parodie funktioniert, als Literatur aber nicht gänzlich überzeugt.