Völlig abgefahrene Geschichte

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meerblick Avatar

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Percival Everett präsentiert in seinem neuen Roman ‘Dr. No‘ eine völlig abgefahrene Geschichte mit anspruchsvollem Hintergrund. Mathematisch-physikalische Erkenntnisse vermischt er gekonnt mit philosophischen Ansätzen, um gesellschaftspolitische Strömungen in seiner Heimat den USA genauer unter die Lupe zu nehmen. Bei all der vorherrschenden Slapstick, er bedient sich der Strukturen aus ‘Big Bang Theory‘ oder ‘James Bond‘, sind die angesprochenen Themen wie Rassenhass, Sozialkritik und gesellschaftliche Notstände ernstzunehmende Tatsachen, die das Alltagsbild in den Vereinigten Staaten von Amerika prägen. Indem er fundierte Ansätze der Schrödinger Gleichung in Szene setzt, Theorien der Quantenfluktuation geschickt platziert und diese zu einem philosophischen Nichts vereint, schafft er Raum für Spekulationen, Gedanken, die in unvorhersehbare Richtungen driften können. Seine Dialoge sprühen vor trockener Heiterkeit. Ganz nebenbei wird nichts in seiner Mehrdeutigkeit immer wieder beleuchtet, in den Mittelpunkt brillanter Formulierungen gestellt.
Dr. No, alias Wala Kitu – eine ausführliche Erklärung zur Herkunft und Bedeutung des Namens liefert der Roman, ist ein begnadeter Mathematikprofessor, der sich ganz gut in Teilgebieten der Physik, zu meiner großen Freude, auskennt, was bei seinem Forschungsprojekt über das Nichts vorteilhaft erscheint. Gemeinsam mit seiner ebenso talentierten Kollegin Eigen Vector, die ebenso wie Dr. No in eingeschränkter Interaktion und Kommunikation lebt, wird er in die kriminellen Machenschaften des Milliardärs John Sill verwickelt, der nach dem Besitz des alles beherrschenden Nichts strebt, welches die US-Regierung sicher verwahrt.
Percival Everett ist mit dieser Geschichte ein genialer Schelmenstreich gelungen, für den man sich etwas Zeit zum Genießen nehmen sollte.