»Würden wir uns an alles erinnern, hätten wir keine Sprache für das Erinnern und Vergessen.«

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»Würden wir uns an alles erinnern, hätten wir keine Sprache für das Erinnern und Vergessen.«

Professor Wala Kitus Forschungsgebiet ist das Nichts. Klingt absurd, aber genau das ist gewissermaßen auch das Buch. Als der Milliardär John Sill auf ihn aufmerksam wird, bietet er ihm drei Millionen Dollar, damit er ihn unterstützt und über nichts berät. Schließlich möchte Sill ein richtiger Schurke sein und sein Plan ist kein anderes als das Fort Knox ausrauben, denn er ist davon überzeugt, dass sich dort nichts befindet. Und wer das nichts besitzt, von dem kann die Weltherrschaft nicht mehr weit entfernt sein.
So beginnt eine atemberaubende, urkomische und gesellschaftskritische Verfolgungsjagd par excellence.
Mehr will ich gar nicht verraten, weil ich sonst bereits zu viel vorwegnehmen würde.

Nicht nur nebenbei, sondern sehr ausdrücklich, kritisiert Percival Everetts neuer Roman u.a. Geldgier und Machtausnutzung von Milliardären sowie strukturellen Rassismus und auch gewissermaßen die gesamte amerikanische Gesellschaft als Persiflage.
Auch wenn die Story zu Beginn manchmal etwas ausschweifend gerät und mich aufgrund der Absurdität teils ratlos zurückließ, konnte mich der Roman vollends überzeugen, was insbesondere an Everetts faszinierender Sprache – wie brilliant ist diese wieder?! – lag, die mich komplett in die Geschichte eintauchen ließ und mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistere. Auch die Kuriosität der Handlung sowie teils humoristische Schilderungen machten diesen Roman des Autors zu einer ganz besonderen Lektüre mit Sogwirkung, den man sich, sofern man sich auf eine verrückte Handlung einlassen kann und will, nicht entgehen lassen sollte.
Obwohl ich bisher erst zwei Bücher von ihm gelesen habe zählt er meiner Meinung nach, zu den bedeutendsten und besten und originellsten Schriftstellern unserer Zeit.