Nur mäßig gelungen

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singstar72 Avatar

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Ja, ich glaube schon, dass es eine Last ist, ausgerechnet im komischen Genre seine ersten großen Erfolge zu feiern. Dann steht man als Autor vor der Wahl – immer so weitermachen? Oder mit einem großen Befreiungsschlag mal eine ganz andere Richtung einschlagen, bevor man für immer und ewig festgelegt ist…? Das Duo Klüpfel & Kobr hat sozusagen Kultstatus erreicht mit seinen lustigen Allgäu-Krimis rund um Kommissar Kluftinger. Adalbert Ignatius. In genau dieser Eigenschaft kannte ich sie bisher, und war naturgemäß neugierig, ob sie sich in einem so gänzlich anderen Fach bewähren würden. Eine gehörige Portion Skepsis war natürlich auch dabei.

Nun! Mein Fazit liegt irgendwo zwischen „Klufti, bleib bei deinen Leisten“ und „da geht noch was“. Ganz enttäuscht bin ich nicht, aber eben auch nicht wirklich begeistert. Ich merke dem Buch, dem ganzen Stil, viel zu sehr das beschauliche Allgäu an. Insbesondere die Sprache, der Rhythmus der Sätze, die Wortwahl – das alles ist Landhaus-Krimi, und eben nicht Thriller. Ganz besonders in puncto Dialoge müssten die Autoren noch dazulernen, wenn sie auch im ernsten Genre eben „ernst“ genommen werden wollen.

Die Handlung an sich hat mich auch nicht völlig als Thriller überzeugt. Die Grundidee – ohne zu spoilern, kann ich nur sagen, geht so gerade in Ordnung. Der Konflikt, warum dieser Stephan mit den beiden Jugendlichen sozusagen ständig auf der Flucht ist, mag angehen. Aber spätestens mit dem Einflechten der ganzen Thematik rund um Lobbyismus, Politik und Stromwirtschaft war das Buch heillos überladen. Auch die „Prepper-Szene“ war in meinen Augen nur recht leidlich recherchiert. Ich hätte auf diesen Teil der Handlung ebenso verzichten können. Na ja, zumindest hat das für ein paar Lacher gesorgt.

Grundsätzlich recht gut war es, Tagebuchauszüge aus der Vergangenheit eines Protagonisten einzubauen, so dass man langsam mitraten konnte, worum es eigentlich ging. Nur – leider! - waren diese Tagebucheinträge sprachlich übelstes Klischee, und ich kann es leider nicht anders sagen – unterste Schublade. Da habe ich mich teilweise ein wenig „fremdgeschämt“.

Der Spannungsbogen hätte stringenter geführt werden können. Irgendwo in der Mitte habe ich mich schon ansatzweise begonnen zu langweilen. Es hatte Längen. Dafür wird das Ende dann wieder über-dramatisiert. Das war Star Wars und Herr der Ringe in einem. Und nur einer überlebt. Nebenbei bemerkt, hatte der Showdown ein paar ganz eklatante logischen Fehler… das hätte so nicht ablaufen können.

Genossen habe ich hingegen eine gewisse Leichtigkeit beim Lesen, eine flüssige Schreibweise. Insofern habe ich eben, wie bereits angedeutet, die Autoren des „Kluftinger“ wiedererkannt. Aber als ernsthafte Thriller-Autoren… long way to go, boys.