Versuch eines Genre-Wechsels

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Zum Inhalt:
Der Überlebenskünstler Stephan versteckt sich mit dem farbigen Geschwisterpaar Cayenne und Joshua im Wald, - immer auf der Hut vor einer Gruppe, welche die Jugendlichen töten will. Währenddessen arbeitet der Lobbyist Jürgen Wagner im Auftrag der Energiekonzerne im politischen Berlin, unterstützt von einem Freund aus vergangener Zeit. Als es zu einem Blackout kommt, kreuzen sich die Wege der ungleichen Gruppen.

Mein Eindruck:
Es ist fast verständlich, dass Volker Klüpfel und Michael Kobr aus dem Kosmos um ihre Kultfigur Kluftinger ausbrechen wollten, - wirklich gelungen ist dieser Ausbruch leider nicht. Denn es ist überdeutlich, dass gerade deshalb viel zu viele Ideen in „Draussen“ eingearbeitet wurden, die das Buch als Geschichte überfrachten: Manipulation, Bestechung und Erpressung der politischen Führungsschicht durch Lobbyarbeit, durchgeknallte (?) Prepper, die sich auf eine Katastrophe vorbereiten, Ausländerhass, der noch nicht einmal vor Krankenhäusern Halt macht und zu guter Letzt noch die Fremdenlegion und ihre Auswüchse, um Männer zu Maschinen zu drillen, denen die Empathie abgewöhnt wird.
Die Spannungskurve verläuft dabei eher wellenförmig: Teilweise langatmige (und nervige) Abschnitte mit politischen Geplänkeln in Berlin, ausufernde Tagebuchbeschreibungen des Drills bei der Fremdenlegion und nölige Pubertiere im Wald, dann zugegebenermaßen spannende Szenen beim Blackout auf den Straßen und Konfrontationen verschiedenster Art. Die Autoren leben dabei immer von ihrer Fähigkeit, bildhaft zu beschreiben, schießen aber insbesondere bei der Brutalität mancher Ereignisse doch über das Ziel hinaus. Richtig ärgerlich ist dann das Ende, welches nicht nur überhastet, sondern zusätzlich noch absolut unglaubwürdig abgehandelt wird.
Letztendlich ist „Draussen“ als Versuch zu betrachten, ein anderes Genre als den Heimatkrimi zu bedienen, die Ausführung dieses Versuchs hat auf jeden Fall noch Potenzial.


Mein Fazit:
Dann doch lieber der nächste Kluftinger