faszinierender und packender Thriller

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marionhh Avatar

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Nick Quentin soll einen neuen Job als Traumdesigner bei der Firma Dream on in der Einöde in der Nähe von Las Vegas antreten, vermittelt von seinem väterlichen Freund Jack Cumberland. Er weiß überhaupt nicht, was in dafür qualifizieren sollte und was ihn erwartet. Die Firma erweist sich als besser gesichert als Fort Knox und sein neuer Vorgesetzter als arroganter Choleriker, der ihn nicht haben will. Er bekommt einen Chip in den Arm implantiert und wird in die Geheimnisse der Firmenideologie eingewiesen. Dennoch kommt ihm das Verhalten seines Freundes merkwürdig vor, und als er beschließt ihn näher zu befragen, findet er Jack zu seinem Entsetzen tot in seinem Sessel, gestorben während eines Alptraums. Nick gerät schnell ins Visier der FBI Ermittler und seiner Vorgesetzten, für sie steht er als Mörder fest. Doch nicht alle glauben das und helfen Nick aufopferungsvoll beim Finden des wahren Mörders. Dabei gerät Nick immer tiefer in die Traumwelt von Dream on und muss aufpassen sich nicht in ihr zu verlieren…

Super spannender und sehr fesselnder Thriller, der geschickt mit dem Wechsel von Realität und virtueller Wirklichkeit spielt. Die Handlung spielt sich lediglich über einen Zeitraum von sechs Tagen ab, und ebenso rasant wird die Geschichte erzählt. Als Leser hat man kaum Zeit durchzuatmen, und langweilig wird es in keinem Augenblick. Zunächst wirkt Hauptfigur Nick, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, unscheinbar, eine eher schwammige Persönlichkeit, einer der nichts richtig auf die Reihe bekommt und dem man auch nicht zutraut, da heil wieder herauszukommen. Großartig fand ich zunächst einmal, wie der Autor die Hauptfigur langsam aber stetig in diese Rolle hinein bugsiert, wie Nick in die Rolle des Ermittlers hineingeschubst wird, über sich hinauswächst und sich vom gleichgültigen Nichtsnutz zu einem hartnäckigen und mutigen Kämpfer entwickelt, der unbedingt die Wahrheit herausfinden will. Aber auch die anderen Charaktere sind bis in die Nebenfiguren sehr gut dargestellt und spielen durchweg eine tragende und manchmal auch überraschende Rolle. Mir gefiel besonders FBI Ermittlerin Delago, die sich nicht in ein Frauchen-Schema pressen lässt und für ihre Überzeugungen mutig kämpft und auch oftmals gegen den Strom und gegen starre behördliche Auflagen anschwimmt.

Zum Zweiten fand ich die Wechsel von Realität und Traumwelt sehr gelungen, der Leser findet sich – auch durch die Kursivschrift, die die Traumwelt darstellt – immer sofort zurecht und weiß, wo er sich gerade befindet. Die Wechsel zwischen den Welten werden immer häufiger und der Aufenthalt in der Traumwelt immer länger, je weiter die Handlung an Fahrt aufnimmt und voranschreitet, und in dem Maße wird Nick auch immer selbstsicherer und mutiger, obwohl er mehr als einmal in höchste Bedrängnis gerät. Der Autor versteht es ebenso geschickt Spannung aufzubauen wie die Science Fiction-Elemente mit der Krimihandlung zu verknüpfen, so dass man als Leser nie das Gefühl hat, auf verlorenem Posten zu stehen. Sowohl Krimihandlung als auch technische Erklärungen sind plausibel, und die Vorstellung, dass es solch eine Firma geben könnte oder bald geben wird, ist alles andere als weit hergeholt. Der gläserne Mensch, über den Regierungen und Institutionen nahezu alles wissen, ist bereits Realität, und die Beeinflussung des Unterbewusstseins ebenfalls bereits möglich. Der Autor spinnt den Faden weiter und verknüpft eine innovative, unglaublich anmutende Erfindung mit knallharter Geschäftspolitik, behördlicher und politischer Einmischung und Überwachung von Mitarbeitern, wie sie in heutiger Zeit bereits geschieht. Außerdem schafft er es einen wirklich spannenden Thriller zu konstruieren, der bis zum Schluss spannend bleibt. Mir persönlich war das Finale etwas zu abrupt und die Auflösung, wer „die Bösen“ sind, nicht wirklich überraschend, aber das tat dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Wie schön, dass die Aussicht auf einen Folgeband besteht!

Fazit: Ein wirklich gelungenes Debüt des Autors, dem man anmerkt, dass er sich mit der Materie auskennt. Sehr fundiert und überzeugend seine Darstellung der Unternehmenswelt und der technischen Möglichkeiten, und auch seine Charaktere überzeugen mit Vielschichtigkeit und Entwicklungspotential. Für alle Thrillerfans lohnt sich die Lektüre, Fantasie ist aber auf jeden Fall hilfreich. Die Vorstellung einer virtuellen Welt, die so lebensecht ist, dass sich das Bewusstsein täuschen lässt, ist faszinierend und hat einen großen Suchtfaktor, und die mögliche Beeinflussung des Unterbewusstseins ist geradezu erschreckend und sorgt für den nötigen Gruseleffekt. Diese Grundthemen wirken nach und dürften bei dem einen oder anderen Leser durchaus für einige Überlegungen nach der Lektüre sorgen.