Letzter Ausweg Familienurlaub

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waterlilly Avatar

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Als Douglas eines Nachts von seiner Frau geweckt wird, glaubt er zunächst, sie hätte einen vermeintlichen Einbrecher gehört. Tatsächlich hat Connie jedoch zur nächtlichen Stunde den Mut gefunden, ihrem Mann mitzuteilen, dass sie sich von ihm trennen möchte.
Douglas reagiert schockiert. Über 20 Jahre Beziehung können doch nicht einfach zu Ende gehen. Er hält an den Plänen für den gemeinsamen Familienurlaub fest und beschließt, auf der Reise alles daran zu setzen, seine Ehe zu retten. Ein Unterfangen, bei dem er mehr als einmal an seine Grenzen stößt.

Wer bei David Nicholls neuem Roman „Drei auf Reisen“ auf einen Liebesroman à la „Zwei an einem Tag“ hofft, hofft vergeblich.
Dieses Buch ist keine Romanze. Es ist eine knallharte Geschichte von starken, jedoch grundverschiedenen Individuen, die es riskieren, eine Beziehung einzugehen, da sie im jeweils anderen eine perfekte Ergänzung zur eigenen Existenz zu sehen scheinen. Die Liebe trifft die lebenslustige Künstlerin Connie und den introvertierten Wissenschaftler Douglas beinahe auf den ersten Blick, frei nach dem Motto „Gegensätze ziehen sich an“. Doch was bleibt, wenn die Verliebtheit dem Alltag weicht? Die einst so liebenswerten Eigenschaften werden zu nervtötenden Marotten. Nach und nach kristallisiert sich heraus, dass Connie und Douglas nahezu überhaupt nichts miteinander gemein haben. Jegliche Einstellungen driften mehr und mehr auseinander, was besonders schwierig wird, als Sohn Albie dazu kommt. Albie hat das Künstlergen von seiner Mutter geerbt und bildet mit Connie eine Einheit, zu der Douglas nur selten Zugang findet.

So ist es kein Wunder, dass der Familienurlaub mehr und mehr zum Desaster wird. Douglas ist mit Sicherheit kein schlechter Mensch oder Rabenvater, er ist lediglich ein komplett anderer Typ als Frau und Kind, wodurch es immer wieder zu Eskalationen kommt.

Die Leseprobe von „Drei auf Reisen“ hatte mich durch den humorvollen Erzählstil aus der Sicht von Douglas begeistert. Dieser behält sich seinen Galgenhumor zwar das komplette Buch bei, die zunehmende Ausweglosigkeit hat mich jedoch mehr und mehr demotiviert den Roman zu lesen. Die Geschichte vermittelt eine depressive Grundstimmung.

Zwei Menschen, die eine Beziehung eingehen, ein gemeinsames Leben beginnen und scheitern.

Sicherlich ist die Geschichte von Connie und Douglas realistischer als mancher Beziehungsroman, aber genau das fand ich als das desillusionierende des Buches. Dazu kamen im Mittelteil einige Längen in der Erzählung, die Reise schien sich endlos hinzuziehen und Douglas kam dem Wahnsinn mit jeder Seite näher... Wer bitte bricht Hals über Kopf in ein anderes Land auf, ohne Geld und Kleidung?

Auf den letzten 100 Seiten wurde der Erzählstil wieder fesselnder, auch wenn die Geschichte mit einem faden Beigeschmack endet.

Alles in allem hat mir dieses Buch nicht wirklich gut gefallen. Ich vergebe 2,5 Sterne.