Im R4 zurück in die Vergangenheit

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An jede Zeit hat man irgendwelche Erinnerungen. Die 50-jährigen unter uns werden sich ganz sicher an die ersten Reisen im eigenen Auto in den frühen 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts erinnern. Die Atomkraft-nein-Danke-Bewegung gehörte ebenso dazu wie die praktische Jutetasche. In selbstgebatikten T-Shirts und lila Latzhosen hörte man Musik von Liedermachern und diskutierte gern und lange mit Gleichgesinnten über die großen und kleinen Probleme der Welt. Irgendwann warfen die meisten ihre damaligen Lebenseinstellungen über den Haufen und gingen einer geregelten Arbeit nach, gründeten eine Familie und kleideten sich gesellschaftlich unauffällig. Spricht man sie nach 30 Jahren auf die damalige Zeit an, schütteln sie nur noch lachend ihre Köpfe. So war es auch bei den drei Freundinnen Nele, Trudi und Renate als sie von ihren Kindern die Reise nach Italien zu ihrem 50. Geburtstag geschenkt bekamen. Die Bedingung war, dass die drei die Reise genau wie früher machen sollten. Ohne Kreditkarte, Kosmetik, Handy oder Computer ist allein der Gedanke daran ein Alptraum.

Christine Weiner wagt sich mit diesem Roman an ein interessantes Gedankenspiel, ob man das Erlebte einer vergangenen Zeit einfach noch einmal erleben kann. 30 Jahre haben die Frauen eine Menge Lebenserfahrung sammeln lassen, die ihre Kompromissbereitschaft vermutlich sinken ließ. Die Reise nach Italien wird sicher eine große Herausforderung. Als Kind der 80-er habe ich schon beim Lesen wieder den Geruch der Kamellederbörsen und Teegeschäfte in der Nase gehabt.