Un es gibt sie doch - die wahre Frauenfreundschaft

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goch9 Avatar

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Drei Freundinnen, Nele, Renate und Trudi sind seit dem Teenager-Alter  Freundinnen. Nele und Renate sind seit Jahren Mütter, während Trudi kinderlos beruflich Karriere gemacht hat und bei den gemeinsamen Feiern und Familienfesten als Tante die Gruppe komplettiert. Beim letzten gemeinsamen Weihnachtsfest schwärmen die drei in weinseliger Stimmung von ihren gemeinsamen Reisen Anfang der 80er Jahre.  Trudi kramt eine alte Holzkiste mit ihren alten Tagebüchern aus einer fast vergessenen Kellerecke und gemeinsam durchforsten sie die Erinnerungsstücke der damaligen Jahre. Als sie eine alte Ansichtskarte aus Italien von Renate in der Hand halten, erinnern sich die drei, dass sie eigentlich 1981 noch einmal gemeinsam nach Italien fahren wollten, aber die Schwangerschaften von Nele und Renate das leider vereitelt haben.

Bei der gemeinsamen Feier des 50. Geburtstags ist dann die Überraschung groß, als sie von den beiden Töchtern Sarah und Anna die Reise zu den Bedingungen von 1981 geschenkt bekommen. Mit einen alten klapprigen R4 dürfen die drei Frauen im Outfit der 80er mit wenig Geld und vielen Utensilien aus der damaligen Zeit ihre Reise nachholen. Allerdings dürfen sie weder Handys, noch Navi, noch Kartengeld mitnehmen. Für Trudi fast ein unlösbares Problem.

 

Wahre Frauenfreundschaften – gibt es die wirklich?

Christine Weiner beantwortet diese Frage in ihrem Roman mit einem eindeutigen JA.

Aber alles ist nicht so einfach und vielleicht nicht so gradlinig wie man sich das vorstellt. Am Anfang kommen mir die Frauen sehr unterschiedlich vor und ich frage mich, ob die wirklich schon so lange befreundet sein können. Sie durchleben eine Zeit der Wutausbrüche, Tränen und Trotzreaktionen. Die Trennung von der heutigen elektronischen Welt gelingt der einen besser, der anderen schlechter. Sie fahren mit ihrem R4 auch längst nicht mehr in die Vergangenheit, wie sie anfangs dachten. Sie fahren zu sich, zu ihren Wurzeln und Träumen. Jede der Frauen hat, obwohl sie mit ihrer besten Freundin zusammen ist, ihre Geheimnisse und hat vor dieser Fahrt ihre Geheimnisse sehr gut bewahren können. Mit zunehmender Fahrtdauer bröckeln ihre Mauern und sie finden sich wieder. Frau Weinert hat diesen Prozess in Sprache und Bild hervorragend rüber gebracht. Auch wenn ich mit den drei Frau nicht sehr viel gemein habe, kann ich doch diese Entwicklung sehr gut verfolgen und verstehen. Ich bin selber in dieser Zeit Teenager gewesen und die Musiktitel der Kapitelüberschriften sind mir vertraut. Diese Musiktitelüberschriften finde ich sehr gelungen.

Mir hat dieses Buch sehr viel Vergnügen bereitet. Vielleicht kann es auch als Denkanstoß für manch vernachlässigte Freundschaft dienen und wenn nicht, dann ist es meiner Meinung nach einfach sehr gute Unterhaltung.