Ich habe mich beim Lesen ertappt gefühlt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
waschbaerprinzessin Avatar

Von

Die ersten Seiten von „Drei Kameradinnen“ zu lesen, hat sich unglaublich echt angefühlt. Shida Bazyars Sprache wirkt so ungezwungen und alltäglich, als würde man eine besonders lange Mail einer Freundin lesen oder einer überlangen Sprachnachricht lauschen, und ist gleichzeitig so bildlich und mitreißend, dass man alles, was sie erzählt, sofort vor Augen hat. Ich konnte beim Lesen das Lachen der drei Freundinnen hören und die Gerüche ihrer Kindheit einatmen. Situationen und Gefühle sind so realistisch geschildert, dass ich mir gut vorstellen kann, dass all dies so oder so ähnlich stattgefunden hat und immer wieder stattfindet. Die Erzählstimme klingt unglaublich ehrlich und verfügt über einen bittersüßen ironischen Humor. Und dann sind da die Momente, in denen die Erzählerin die Lesenden direkt anspricht und in denen ich mich sofort ertappt gefühlt habe. Ja, ich habe mich gefragt, woher die Protagonistinnen stammen, wie alt sie sind, wo sie aufgewachsen sind. Ja, meine Vorstellungen vom Leben Geflüchteter entspricht vermutlich nicht deren Lebensrealität. Aber nein, Hani ist mir nicht unsympathisch. Im Gegenteil, sie war mir sofort sympathisch. Natürlich entsteht in der Leseprobe bereits Spannung und ich habe mich gefragt, was geschehen ist und warum Saya ins Gefängnis muss. Natürlich möchte ich gerne die Antwort auf diese Frage wissen. Aber vielmehr möchte ich „Drei Kameradinnen“ weiterlesen, um mich von dem ganz besonderen Schreibstil fesseln zu lassen und mehr Zeit mit Hani, Kasih und Saya zu verbringen, die mich schon jetzt in ihren Bann gezogen haben.