1936, ein tröstender Kleinkosmos, Olympiade als Multikulti getarnt und das Dahinter

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Berlin, August 1936, für die olymischen Spiele glänzt die Stadt in all ihrer Pracht und die Ziele der Naziherrschaft werden kurzzeitig 'ausgesetzt'. Internationales Flair und multikulturelles Leben werden der Welt präsentiert, doch dahinter steht die perfide Maschinerie mit ihren Vernichtungsbestrebungen nicht still.
'Unter den Linden', der Adresse der Chocolaterie Sawade, hier versucht die fast 40-jährige Elfie, selbst von jeher mit der Schwermut kämpfend, ihren Teil dazu beizutragen, dem Leben der Menschen, trotz der harten Repressalien durch das NS-Regim,e glückliche Momente zu schenken, mit ihren Pralinen. Zu ihrem bunten Mikrokosmos gehören der jüdische Buchhändler Marcus, der Nachtclub-Besitzer El Hamady, Madame Conte, eine alte Dame, die noch die Kaiserzeit um 1880 miterlebt hat, ihr treues Dienstmädchen Mine, das Blumenmädchen, der Drehorgelmann und noch einige mehr. Es sind drei Tage, in denen wir als Leser sie begleiten durch diese unwirtliche Zeit. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, seine Probleme, seine Ängste vor der näher kommenden Gefahr. Und in dieser Zeit geschehen Dinge und werden Entscheidungen getroffen, die für jeden von ihnen Veränderungen bringen.
Es ist gerade bei diesem Thema nicht leicht, das gewählte persönliche Element mit der Schwere des übermächtigen politischen Regims und seinen schon weit vorangeschrittenden Strukturen 'in Balance' zu halten, aber die Autorin hat es geschafft, ihre Geschichte zu einem wirklich schönen Leseerlebnis zu machen, ohne dabei etwas auszublenden.
Die Welt besteht aus Menschen, zu jeder Zeit und ein paar davon haben hier ein wenig Raum bekommen. Ein Buch, etwas anders und sehr gelungen.