Eine leise Geschichte

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cynthiam Avatar

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„Drei Tage im August“ ist eine Erzählung in Romanform. Das Buch ist schön gestaltet und mir gefällt vor allem das Cover richtig gut. Der Zusammenhang zur Handlung ist sofort ersichtlich und rein optisch ist es einfach schön gestaltet. Das Buch steckt voller poetischer, detaillierter und fast schon ausschweifender Beschreibungen und lebt für mich hauptsächlich durch die Sprache, die die Ereignisse untermalt.

Zum Inhalt: August 1936 in Berlin: die olympischen Spiele locken die Touristen nach Berlin und in die ehemalige Prachtstraße unter den Linden. Die Nazis gewinnen immer mehr an Einfluss, was auch den ansässigen Gewerbetreibenden Sorgen bereitet. Immer mehr Juden flüchten aus Deutschland. Unter den Linden kennt man seine Nachbarn, doch was weiß man wirklich von ihnen? Welche Schicksale tragen sie mit sich herum? Elfie, Verkaufsleiterin der Chocolaterie Sawade, sorgt sich vor allem um ihren Job und den Fortbestand der Chocolaterie. Aber ist das wirklich alles was im Leben zählt? Und lohnt es sich nicht, manchmal mutig zu sein?

Das Buch spielt, wie der Name schon sagt, innerhalb von drei Tagen im August 1936, während die Olympiade in Berlin stattfand. Handlungsort ist die Prachtstraße Unter den Linden und dort werden Episoden aus dem täglichen Leben der Anwohner oder ansässigen Gewerbetreibenden gezeigt. Unter den Linden treffen die verschiedensten Personen aufeinander, alle mit ganz eigenem Background und Last auf den Schultern.

Das Buch fängt durch die opulenten Beschreibungen die Atmosphäre vor Ort gut ein, die schnellen Szenenwechsel finde ich clever gemacht. Das im Klappentext angedeutet Geheimnis ist am Ende tatsächlich deutlich weniger dramatisch als von mir erwartet und obwohl die schnellen Perspektivwechsel für Tempo sorgen, plätschert die Handlung so vor sich hin. Vor allem vor den historischen Hintergrund der Zeit und der Tatsache, dass sich in der Gruppe ansässiger Gewerbetreibender ein Jude und ein Ägypter befinden, hätte ich mit einem Knall gerechnet. Es geschieht aber nichts dergleichen.

Die Intermezzi der Linden, die schwadronieren, sich an bessere Zeiten erinnern und um eine ungewisse Zukunft bangen, passen irgendwie in das Buch, auch wenn sie die Handlung unterbrechen. Diese Episoden lesen sich zwar schön, haben für mich aber den Lesefluss im Buch unterbrochen, sodass ich nicht ganz sicher bin, was ich davon halten soll.

Das Buch ist letztendlich die fast schon poetische Erzählung dreier ganz gewöhnlicher Tage in einer ungewöhnlichen Zeit, in deren Zentrum eine kleine Chocolaterie steht. Und nach Abschluss der drei Tage geht das Leben seinen gewohnten Gang weiter, was irgendwie melancholisch stimmt. Es schwingt viel in den Untertönen der Geschichte mit, für mich war diese Episode aber zu kurz, um eine echte Verbindung aufzubauen. Trotzdem eine sehr schöne Erzählung.