Kurzurlaub im August

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eckenmann Avatar

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Ich habe diesen Berlin- und Pralinen-Roman von Anne Stern vor einigen Tagen wie einen erholsamen und entspannenden Kurzurlaub lesend erlebt...
Als hätte ich eine Reise hin zur Allee der Linden unternommen, mich abseits in ein Café gesetzt und zugesehen, was in den Geschäften und Bars, im Hotel und zwischen den Bäumen passiert. Oder wäre vorbeiflaniert und hätte Elfie und Trude, Issa, Franz und all den Anderen gelauscht.
Die Geschehnisse im Berlin der damaligen Olympischen Spiele - mitten in den Deutschland und die Welt so prägenden Dreißiger Jahren - sind immer im Hintergrund präsent - und doch können die Protagonist:innen das Schlimme und Schreckliche - vor allem das Hässliche - des Nationalsozialismus für einige bewegende Momente und Begegnungen ausblenden.
Ich erfahre eine geheimnisvolle Geschichte, wenn ich Elfie bei den Besuchen der alten Dame begleite und tauche in eine längst vergessene und nur noch in Filmen und auf Fotos der Großeltern-Generation erinnerte Vergangenheit des deutschen und französischen Kaiserreichs ein.
In kurzen wechselnden Kapiteln sind die Geschichten der einzelnen Frauen und Männer erzählt und laufen am Ende aufeinander zu. Es ist fast so, als gönnen sich die Hauptpersonen eine kleine glückliche Auszeit - einen Urlaub vom Alltag. Das alles finde ich wunderbar und köstlich versüßt mit den Pralinen und Leckereien der Pralinenmanufaktur "Sawade", der ältesten in Berlin. Von hier aus verlaufen die Handlungsstränge und führen immer wieder zurück.
Es ist für mich eine wunderbar leichte - zugleich auch zeitweise nachdenkliche - Lektüre und eine kleine Flucht inmitten dieses Sommers, ein Leseerlebnis.
"Drei Tage im August" macht Appetit auf Schokolade und Lust auf einen Berlin-Besuch.