Nahe am Menschen

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katercarlo Avatar

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Aus seiner Nähe zu den Menschen, zieht dieses Buch seine Stärke. Das macht es zu einer ruhigen, feinfühligen Geschichte.
Für drei Tage im August 1936 erzählt das Buch Schlaglichtszenen aus dem Leben verschiedenster Menschen entlang der Straße Unter den Linden. Als Leser ist man kurze Zeit Gast in ihrem Leben – bei den einen nur wenige Minuten, bei den anderen drei Tage. Aus ihren verschiedenen Perspektiven setzt sich am Ende eine detailreiche, einfühlsame Geschichte zusammen.
Denn egal, wie lange der Fokus auf einer Figur verweilt, die Erzählung versucht immer den Menschen, seinen Hintergrund, seine Wünsche und seine Gedanken in den Vordergrund zu rücken. Das ist in Büchern selten zu finden und besonders spannend mit Hinblick auf die Zeit, zu der das Buch handelt, und mit dem Wissen im Hinterkopf, dass manche Aspekte der Geschichte auf der Realität beruhen.
Schön ist auch, dass die Figuren Ecken und Kanten zeigen. Sie sind nicht die typischen Buchhelden, aber Personen, denen man tagtäglich auf der Straße begegnen könnte. Auch das macht die Geschichte besonders und hebt sie von anderen ab.
Das Buch konzentriert sich auf Menschen und Zwischentöne. Das macht es realistisch, nahbar und eindrücklich. Deswegen ist es auch in Ordnung, dass die Handlung nicht die großen Überraschungen bereithält, nicht den riesigen Spannungsbogen spannt und nicht das fulminante Finale bietet. Das Buch ist perfekt für alle, die ruhigere Geschichten und Erzählungen mit historischem Bezug mögen.