Unter den Linden - Das Porträt eines Ortes

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
käthe Avatar

Von

Anne Stern nimmt uns mit in das Jahr 1936, die Olympiade ist in vollem Gange und Berlin erstrahlt kurzzeitig noch einmal als "weltoffene" Metropole. Dies betrifft den Alltag der "kleinen Leute" in den Geschäften und den Häusern unter den Linden allerdings nur marginal. An drei Tagen im August erzählt die Autorin die Geschichte mehrerer Bewohner, wobei die Chocolaterie Sawade und ihre Geschäftsleiterin Elfie im Mittelpunkt der Geschehnisse stehen. Das Ambiente der Zeit und des Ortes greift Anne Stern in poetischer und zum Teil sehr bildlicher Sprache auf. Allerdings bleiben die Charaktere bisweilen etwas oberflächlich, was eventuell mit der Fülle an Erzählsträngen zu tun haben könnte. In diese drei Tage im August wird zu viel an Zeitgeschichte gepackt, die Chronik der Pralinenmanufaktur, Olympia, "entartete Kunst", Flucht und Verfolgung ...
Warum Elfie aber von einem "dunklen Tier" begleitet wird bleibt unklar und auch die Gespräche mit Madame Conte ziehen sich in die Länge, während ihr Geheimnis dann ziemlich unspektakulär bleibt.
Sprechende Bäume gefielen mir schon bei Tolkien nicht und auch hier bleiben mir diese Kapitel seltsam fremd.
Insgesamt hat Anne Stern ein (trotz der NS-Thematik) leichtes Buch geschrieben, mit dem man schnell und einfach in eine andere Zeit reisen kann.