Unterhaltsam

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mike nelson Avatar

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Unterhaltsam - ohne weh zu tun! Was also will man mehr?! Anna Stern erzählt die Geschichte rund um Elfie, Geschäftsführerin der renomierten Chocolaterie Sawade, sehr schlüssig und flüssig, ja fast schon ein wenig gemütlich. Sie siedelt die Handlung an im Jahr 1936, dem Jahr der Olympiade, Ort der Handlung ist Berlin, wobei die berühmte Pracht-Allee 'Unter den Linden' (mit dem allseits bekannten Hotel Adlon) im Zentrum steht (im wahrsten Sinne des Wortes). Wir erfahren viel über Elfies unmittelbare Nachbarschaft und die Autorin lässt sich viel Zeit, uns mit den einzelnen Personen vertraut zu machen - da sind beispielsweise der jüdische Buchhändler, der sein Geschäft abgeben soll, der arabische Nachtclubbesitzer (der die Nazis in ihrer Doppelmoral entlarvt) und die alte Dame von 'obendrüber', die Elfie ihre Geschichte erzählt. Und da ist Elfie selbst, zunächst ohne Partner, die Geschäftsfrau, die Zahlen liebt und Schokolade - die Zahlen geben ihr die Struktur für ihre Sehnsucht, die Schokolade. Über allem schwebt aber der spürbare Verlust an Kultur (das Gute & Schöne, die Kunst) und die zunehmende Gewalt durch die Nationalsozialisten, was Elfie zunächst ausblenden möchte... Eine weitere, wichtige Rolle hat die Autorin den Bäumen der Allee gegeben, die nämlich laut denken können und quasi die Geschichte von 'Unter den Linden' erzählen. Eine Frage stellt sich mir: Darf es über diese Zeit - den Vorabend des zweiten Weltkrieges - ein 'gemütliches Buch geben'? Offen gestanden: Ich weiß es nicht.