Was die Linden alles sehen...

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sarah_catherine Avatar

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Unter den Linden war schon immer einiges los. Vom Gang der Zeit und den Veränderungen, die über die Jahre aus den Wipfeln zu beobachten waren, erzählt dieser kleine, feine Roman.
Elfie führt eine Chocolaterie, Herr Marcus einen Buchladen, Herr Hamady eine Bar. Man kennt sich in der Nachbarschaft und weiß von den Sorgen mancher, die sich in Berlin Mitte der Dreißigerjahre fragen, was die Zukunft für sie bereithält. Die politische Situation ist angespannt, und in diesen drei Tagen im August 1936 mischen sich Touristen mit strengen Herren in braunen Uniformen. Für die Bewohner unter den Linden sind es merkwürdige Zeiten, in denen einerseits ihr Leben weiter seinen Gang geht, und doch so vieles anders ist.
Die drei Tage im August werden aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Mal steht man mit Elfie in der traditionsreichen Chocolaterie, mal begleitet man den jungen Heiner bei seiner Arbeit im Adlon. Anne Stern gelingt es, vor dem Hintergrund der bedrohlichen politischen Lage, ein feines Netz aus den Lebensläufen der Bewohner unter den Linden zu knüpfen. Mit jedem fühlt man mit, man zweifelt und bangt mit ihnen, aber spürt auch den Aufbruch.
Ein schöner Roman, den man am besten mit dem einen oder anderen Stückchen Schokolade lesen sollte - keine Sorge, es dauert nicht lang, es ist schwer, das Buch aus der Hand zu legen!