Das ist gar kein Roman sondern ein Lebensratgeber mit netter Verpackung. Enttäuschend!

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
kleinervampir Avatar

Von

Buchinhalt:

Die Großstädterin Hannah versucht, bei einem Kurzurlaub an einem See in verschneiter Winterlandschaft innerlich innezuhalten und von ihrem Alltag abzuschalten. Als an einem Tag plötzlich ein Kind dort auftaucht und einen Schneeengel macht, kommen die beiden ins Gespräch und freunden sich an. Zusammen mit der kleinen Sophie erfährt Hannah längst vergessen geglaubte Erinnerungen aus einer Zeit, in der sie noch nicht so eingespannt war wie in der Gegenwart.....


Persönlicher Eindruck:

Vorab: das Buch suggeriert einen vollkommen anderen Inhalt, als es bietet, denn wer hier von einem winterlichen Wohlfühlroman mit netter Geschichte ausgeht, wird ebenso wie ich enttäuscht. Erwartet habe ich genau dieses: eine heimelige Geschichte mit einer gewissen Handlung, die mich eine Auszeit vom Alltag erleben und in eine winterliche Landschaft eintauchen lässt. Dabei ist es nur ein Blender.

Auszeit vom Alltag stimmt insofern, als dass es sich hier um einen in eine Erzählung eingepackten Ratgeber zur Achtsamkeit handelt. Es sind alles sehr kurze Episoden und die weibliche Hauptfigur ein jammervolles Elendsbündel, das unter ihrem Alltag leidet, in dem sie anderen immer gefallen und alles recht machen möchte. Durch die Begegnung mit dem kleinen Mädchen Sophie ändert sich nur wenig, auch wenn Hannah an einigen Stellen selbst mal wieder „Kind sein“ darf und sich mit dem fremden Mädchen spielt und anfreundet. Im Grunde ist Hannah schon ein armer Tropf, wenn sie ein kleines Kind als „Ratgeber“ braucht. Sorry, das finde ich an den Haaren herbei gezogen.

Viele Dinge, über die man in dem recht dünnen Büchlein liest, sind unglaubhaft. Allem voran die Begegnung mit Sophie an sich. Sophie ist zu klein, als dass sie vollkommen alleine an dem See herumstreift. Wo sind ihre Eltern? Wo gehört sie hin? Auch der vollkommen arglose sofortige Kontakt mit der für sie fremden Frau ist für mich realitätsfern. Was predigt man heutzutage Kindern schon von klein auf? Sich nicht mit Fremden einzulassen, einfach mitgehen, sich alleine irgendwo abgelegen rumzutreiben.

Gut, Sophie und die Begegnung mit Hannah ist der Aufhänger für den Plot, der im Grunde gar keine Geschichte erzählt. Er war langweilig und nichtssagend, eine Art Monolog aus der Sicht von Hannah, der mich als Leser überhaupt nicht berührt oder interessiert hat. Kalenderweisheiten von der Stange sozusagen. Spannung und Tiefe kommen in dem Buch nicht auf und am Ende fragt man sich, was man nun eigentlich gelesen hat.

In letzter Zeit werden Themen wie Selbstreflexion und Achtsamkeit nahezu inflationär in Büchern verwurstet, anscheinend wird davon ausgegangen, dass die Leserschaft ähnlich wie Hannah einen schrecklichen Alltag hat und alleine nicht zurecht kommt. Dafür (für das Zurechtkommen) brauche ich aber auch kein klischeehaftes Kind, das altklug mit mir mein Leben bespricht.

Nein, das war nichts – ich hatte wie gesagt vollkommen andere Vorstellungen vom Inhalt und kann das Buch nicht empfehlen. Im Gedächtnis bleibt auch langfristig nur die Enttäuschung aber rein gar nichts vom Inhalt.