Kleine Winter-Leseauszeit

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
warmersommerregen Avatar

Von

Hannah, die beruflich sehr erfolgreich ist, braucht dringend eine Auszeit. Ihr Alltag ist voller Hektik und Stress, aber Sachen, die ihr Freude bereiten, fehlen gänzlich. Also mietet sie sich für ein Wochenende eine bescheidene Holzhütte fernab der turbulenten Großstadt. Diese ist nicht nur ziemlich abgelegen, sondern auch wunderschön eingeschneit. Plötzlich taucht Sophie, ein kleines Mädchen im roten Schneeanzug, auf und wirbelt Hannahs Leben herum. Während die beiden ein Schneinhorn bauen, Schneeengel machen, ein Iglu bauen oder gemeinsam Kakao trinken und Kekse essen, freunden sie sich an. Obwohl sie noch sehr jung ist, kann Sophie Hannah Tipps geben, wie sie besser im Moment leben und auf sich achten kann. Das inspiriert Hannah dazu, über ihr eigenes Leben nachzudenken - und darüber, was sie im Leben wirklich möchte. Nach und nach kommen immer mehr Erinnerungen hoch und Hannah verspürt zunehmend den Wunsch, etwas zu ändern.



Mit 176 Seiten ist das Buch ideal für Zwischendurch. Es liest sich gut und man kann den Ausführungen leicht folgen. Bei einigen Aspekten, die Hannah beim Blick auf ihr Leben auffallen, habe ich mich ein bisschen ertappt gefühlt; andere Aspekte waren mir (glücklicherweise) fremd. Als Charakter fand ich Hannah nicht greifbar, da sie so verloren wirkt und so viel Ballast an dem Wochenende hochkommt. Sophie hingegen hat mir als Figur gefallen und ich konnte sie mir sehr gut vorstellen. Mit ihrer kindlich-naiven Art stuppst sie Hannahs Gedankengänge an und spricht frei heraus, was sie denkt und wie einfach das mit dem Glücklichsein doch eigentlich geht.

Allerdings kann man auf derart wenig Seiten nicht viel Tiefgang erwarten. Im Klappentext heißt es: "Eine Geschichte über den Mut, auf die eigene Stimme zu hören. Und darüber, wie wir den Menschen finden, der wir werden wollten, als wir klein waren". Ich denke, das ist etwas weit gegriffen. Vielmehr ist das Buch in meinen Augen eine kleine winterliche Auszeit aus dem Alltag, bei der man seicht dazu angeregt wird, das eigene Glück zu reflektieren. Das passt gut in die Weihnachtszeit, ist aber gleichwohl nicht revolutionär. Während ich die Szenen mit Sophie amüsant und schön zu lesen fand, waren mir die Reflexionen teilweise zu unaufgeregt.

Insgesamt halte ich das Buch für eine unaufgeregte und entspannte Lektüre, mit der einem eine kleine Auszeit vom stressigen Alltag gelingen kann. Poetisch oder inspirierend fand ich es allerdings weniger.