Selbstfindung und Auszeit im Schnee

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dana09 Avatar

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Ina Bhatter hat mit ihrem Debütroman "Drei Tage im Schnee" ein wunderbares, leises und einfühlsames Buch geschrieben.
In der Hauptfigur Hannah, die nur für ihre Arbeit lebt und sich selbst vergessen hat, erkannte ich mich wieder. Wie Hannah hatte auch ich eine verantwortungsvolle Position, ein überdurchschnittliches Gehalt und wenig Zeit für ein Privatleben.
Für Hannah waren drei Tage in einer einsamen Hütte in einer verschneiten Gegend und das Treffen mit einem kleinen Mädchen nötig, um Selbstreflexion und innere Ruhe zu finden.
Innerhalb dieser drei Tage spielt das ganze Geschehen, welches in der Geschichte erzählt wird. Anfangs gelingt es der Vielbeschäftigten noch nicht, ihre Gedanken von Arbeit und Beruf frei zu bekommen. Erst die kindliche Unbeschwertheit der kleinen Sophie ermöglicht ihr einen anderen Blick auf ihr Leben. Verdrängte Interessen und Gedanken kommen zum Vorschein, die Begeisterung für spielerische und "unsinnige" Tätigkeiten erscheint wieder, lange unterdrückte Spontanität wird geweckt.
Da am letzten Tag alle sichtbaren Spuren von Sophie verschwunden sind, frage ich mich am Ende des Buches, ob das kleine Mädchen real war oder nur in der Vorstellung von Hannah existierte.
Der Autorin gelingt es der Hauptfigur Leben und Glaubwürdigkeit zu verleihen. Der Schreibstil ist langsam, einfühlsam und sehr gut lesbar. Ein wunderbares Buch, das zum Innehalten und Nachdenken anregt und das innere Kind wieder zum Leben erweckt.
Das melancholische Buchcover passt hervorragend und die Geschichte hat mit knapp unter 170 Seiten die richtige Länge.