Eine Schuld, die ein Leben lang bleibt

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elviga Avatar

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Pierre Lemaitre hatte für sein wahrlich großartiges aber bis zum Exterm düsteres und schmerzhaftes Buch "Wir sehen uns dort oben" den Prix Goncourt, den wichtigsten französischen Buchpreis gewonnen. Deshalb hatte ich das damals gelesen und ich war begeistert.
Ich habe mich sehr gefreut, dass ich nun sein neues Buch zugeschickt bekam und es ganz fix ausgelesen.

Als erstes muss ich feststellen, dass "Drei Tage und ein Leben" völlig anders ist, sowohl thematisch wie auch stilistisch.

Umso schöner ist es, dass mir auch sein neues Buch, das manche fälschlicherweise für einen Krimi halten, sehr gut gefallen hat!

Sicher, man weiß schon von Anfang an, dass Antoine, der kleine Junge, ein "Mörder" ist, doch ist das wirklich Mord? Jedenfalls ist es für uns Leser nahezu unerträglich mitzuerleben, wie sehr sich Antoine selbst kasteit, wie sehr diese Tat sein Leben beeinflusst und wie schrecklich es ist, dass er sich nie jemand anderem mitteilen konnte.

Seine Angst, entdeckt zu werden, kommt erst viele Jahre später, als der Wald in dem sein Opfer vergraben liegt, gerodet wird, zum Ausbruch. Zwischenzeitlich führte er ja ein "normales" Leben, doch jetzt merkt man, dass da nichts wirklich normal war, sondern sehr viel Leid.

Als Leser ist man hin- und hergerissen zwischen Mitleid mit Antoine und Mitleid mit dem Opfer.

Dem Autor gelingt es, einen psychologisch tiefgründigen, spannenden und alles andere als banalen Roman über Schuld, Reue und Kindheitstraumata zu schreiben.

Sehr gut!