Leben, nach dem Mord

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
katercarlo Avatar

Von

Was macht es mit einem Menschen, wenn er einen Anderen tötet? Vermutlich sind die wenigsten Mörder kaltherzige Sadisten, denen es egal ist was sie getan haben. Wie gehen sie mit ihren Schuldgefühlen um? Sind diese stärker als die Angst vor dem Gefängnis?
Pierre Lemaitre hat in seinem Roman „Drei Tage und ein ganzes Leben“ über dieses Thema geschrieben:
Der 12-jährige Antoine tötet während eines Wutanfalls den sechs Jahre alten Nachbarsjungen Remi. Seine Tat erschüttert ihn. Auf keinen Fall hatte er den Tod des kleinen Jungen gewollt. Aber was sollte er jetzt tun? Hilfe holen und sich der Polizei und seiner Strafe stellen? Oder die Leiche verstecken und versuchen ungestraft davonzukommen? Er entscheidet sich für letzteres auch wenn er seine Entscheidung immer wieder in Frage stellt.
Remis Tod verfolgt ihn sein ganzes Leben lang. Es beeinflusst seine Entscheidungen, verursacht Albträume, lässt ihn nie wirklich los.
Lemaitres Schreibstil erlaubt es den Leser mit Antoine mitzufühlen und in seinen Kopf zu blicken. Dabei wechselt die Erzählung immer wieder zwischen Antoines zum Teil sehr kindlicher Sicht und einem allwissenden Erzähler, der die Geschehnisse kritisch kommentiert und der Geschichte eine weitere Ebene gibt.
Nicht ganz passend gewählt finde ich den Titel. Er hat zwar einen schönen Klang, aber ich bin mir sicher, dass es einen zutreffenderen Namen für das Buch gegeben hätte.
Auch die Geschichte finde ich nur mäßig spannend. Sie fesselt den Leser nur stellenweise und ist unnachgiebig in ihrem Realismus und Pragmatismus.
Etwas anderes würde allerdings vermutlich auch überhaupt nicht zum Thema passen. Für einen Mörder ist ein Leben, wie in einem Hollywood-Film wohl eher unwahrscheinlich.