Lebenslänglich

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inyanmni Avatar

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Antoine ist 12 und lebt mit seiner alleinerziehenden, eher schwierigen Mutter in einer kleinen Stadt in Frankreich. Als er kurz hintereinander miterleben muss, wie der Nachbar seinen angefahrenen Hund erschießt und seine Schulflamme Émilie ihn links liegen lässt, erschlägt er aus Zorn und Verzweiflung den 6-jährigen Rémy. Als ihm bewusst wird, was er getan hat, versteckt er die Leiche in einer Höhle im Wald, in erster Linie, um seine Mutter nicht der Schande preiszugeben. Fortan lebt er in ständiger Angst, überführt zu werden.

Pierre Lemaitres Krimi hat auf mich eine unglaubliche Sogwirkung ausgeübt. Diese speist sich jedoch nicht - wie sonst bei Krimis häufig der Fall - aus der Suche nach dem Mörder, denn den konnte der Leser ja bei seiner Tat 'beobachten'. Vielmehr sind es die Szenarien, die sich Antoine ausmalt, und die Frage, ob er entdeckt werden wird oder nicht, die mich nicht losgelassen haben. Lemaitre schildert die (teils absurden) Ängste und Vorstellungen seines jungen Protagonisten überzeugend und einfühlsam, auch die angespannte Stimmung im Ort nach dem Verschwinden Rémys und während des Unwetters trifft er auf den Punkt. Das Buch kommt ohne Blutdurst aus und bedient eher die leisen Töne, was mich sehr anspricht. Auch die 'Auflösung' fand ich sehr gelungen.

Das Cover passt sehr gut zur isolierten, verzweifelten Lage Antoines. Es hätte mich im Buchladen auf jeden Fall neugierig gemacht.