Eher schwierig für die Altersgruppe

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sunnyju Avatar

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"Drei Wasserschweine brennen durch" von Matthäus Bär finde ich optisch absolut gelungen. Die süßen Illustrationen haben mich direkt angelacht und eine Geschichte über ausgebüxte Wasserschweine klingt erst mal total drollig und nach ganz besonderen Protagonisten.

Das Buch im Ganzen würde ich allerdings nicht als drollig und süß beschreiben. Nach den anfänglichen Entdeckungstouren, auf denen die drei Freunde Raul, Tristan und Emmi das Mehr an Möglichkeiten hinter ihrem Gehegezaun erobern, entspinnt sich im Lauf des Buches eine Geschichte von intriganten Eseln, erpresserischen und mafiösen Meerschweinchen, verrückten Affen und allerlei Anderem, was mir für die Zielgruppe der Sechsjährigen nicht uneingeschränkt geeignet scheint. Vor allem ist es keine gruselarme Einschlafgeschichte.

Nach dem philosophischen Beginn rund um das Schauen über den Tellerrand und das Denken von Möglichkeiten, sind noch jede Menge moralisch-gesellschaftliche Themen verpackt: davon, wie man nicht alle Gerüchte glauben kann, wie auch ängstliche Wasserschweine voller Mut stecken, wie schwierig es sein kann, mit unliebsamer Verwandtschaft umzugehen (s. Meer- und Wasserschweine). All das finde ich einerseits gut in einer Kindergeschichte, aber hier ist mir zu viel davon auf zu wenig Seiten verpackt, als dass ein Kind alles davon mitnehmen könnte.

Überhaupt finde ich die Zielgruppe hier total schwierig. Zum Vorlesen finde ich es nur bedingt geeignet. Allein das viele sprechen über das "Mehr an Möglichkeiten" ist für ein Kind, dass das Wort nicht selbst liest, schwer zu verstehen und als abstraktes Konzept zu greifen. Ich glaube, meine Tochter hat sich auch eher ein Meer an Möglichkeiten vorgestellt, was zumindest sinnhaft noch geht... Dann gibt es Tiere, die Spracheigenheiten haben, wie Krähen, die Dinge sagen wie "Krawohl, stimmt krenau" oder den Esel, der alle Ichs durch Iiiiaaachs ersetzt und ähnliches, die zum Vorlesen eine echte Herausforderung sind. Gespickt ist es teilweise auch mit Ausdrücken wie "Eberarsch", die ich in Kinderbüchern unnötig finde. Außerdem scheint es mir für Vorlesekinder fast zu gruselig, die Kapitel für Abends sehr lang. Für Erstleser ist der Text aber erst recht zu anspruchsvoll und aufgrund der vielen schwierigen Themen würde ich das Lesen für Grundschüler ohne Begleitung nicht empfehlen.

Auch wer ein Meerschwein als Haustier hat, ist mit diesem Buch vielleicht weniger gut beraten. Die Kinder werden die süßen Tiere danach mit ganz anderen Augen betrachten.

Insgesamt daher eine nette Geschichte mit einigen Schwierigkeiten, für die man sich als Eltern eher Zeit nehmen sollte und sie gut begleiten sollte. Total schade, unter den süßen Capybaras und ihrem Freiheitsdrang hatte ich mir anderes erhofft.