Kann mich nicht wirklich fesseln

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leseclau Avatar

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Am Anfang war ich einfach neugierig, was da passiert im Ferienhaus an der französischen Atlantikküste. Elena, verheiratet und Mutter von 2 Kindern, kann das Haus einer Freundin den Sommer über nutzen. Da ihr Mann nicht gleich mitkommen kann oder will, entscheidet sie sich Eve zu bitten, mitzukommen. Eve ist eine Art Kindermädchen, scheint aber viel mehr Hilfe in Elenas Alltag zu bringen.
Aus jeweils wechselnder Perspektive wird nun die Zeit im Ferienhaus aufgerollt. Am Anfang haben beider Frauen ähnlichen Redeanteil und erzählen Ereignisse jeweils aus ihrer Sicht. Das fand ich ganz spannend, weil so ihre gegensätzlichen Sichten auf die Welt deutlich wurden und auch manche Ungereimtheit zu entdecken war. Gegen Ende ändert sich das etwas und die Geschichte wird eher nacheinander erzählt, wobei Eves Redeanteil kürzer wird.

Im Haus tauchen nun immer unerwartet neue Menschen auf, die sich wie zu Hause fühlen. Männer, die Begehrlichkeiten bei beiden Frauen wecken (und teilweise erfüllen). Jugendliche, die ihre ichbezogene Welt mitbringen und Widerstände auslösen. Doch nichts davon wird wirklich angesprochen, geschweige denn ausdiskutiert. Jeder beobachtet den anderen heimlich und zieht seine (richtigen? faschen? Schlüsse). Alles bleibt vage.
Was ist wirklich los zwischen Elena und ihrem Mann? Was genau macht die Tochter so speziell? Ist der Sohn glücklich? Was für ein inneres Verhältnis haben Elena und Eve. Während die eine scheinbar eine Abhängigkeit erlebt, will die andere- ja was eigentlich?

Nach und nach stieg meine Ungeduld mit dem Buch. Ich habe einen Twist erwartet, zumindest eine Weiterentwicklung der Figuren, eine überraschende Wendung, wenigstens die Auflösung eines Stranges. Nichts davon kam, vor allem für mich nicht die im Klappentext angedeutete Zuspitzung von Konflikten.

Durch die distanzierte Beschreibung von Situationen und die vielen kleinen und großen Dinge, die im Verborgenen bleiben, kann ich keine Verbindung zu den Figuren aufbauen. Sie werden mir zunehmend gleichgültig.

In der Geschichte steckt jede Menge Potenzial für herausragende Dialoge, für Diskussionen, für ausgetragene Konflikte. Das Setting lädt dazu ein, ein beklemmendes Gefühl des Ausgeliefertseins zu entwickeln. Hier bleibt leider sehr viel ungenutzt.