Brilliant, spannend, authentisch!

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creabooks Avatar

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Die kurzen Kapitel und vielen Perspektivenwechsel, haben es dem/der Leser*in ermöglicht nur so durch die Seiten zu fliegen. Durch die bereits genannten unglaublich vielen Perspektivwechsel und damit verknüpften Schicksalsschlägen hat die Geschichte eine unglaubliche Spannung gehabt. Die Häufigkeit der Perspektivwechsel, die mich am Anfang noch etwas überfordert haben, waren klug und taktisch gewählt. Man bekam als Leser*in die unterschiedlichsten Sichtweisen und Geschichten mit und erfuhr dadurch, wie viel Tragik und Bedeutung wirklich hinter dem Mauerbau damals stand. Heutzutage kann man sich das Ausmaße dieser politischen Entscheidung nicht mehr wirklich vorstellen. Doch damals hat diese Entscheidung teilweise wirklich Menschen und deren bisheriges Leben zerstört.
Dabei hat der Autor eine gute Verknüpfung zu den geschichtlichen Ereignissen hergestellt, welche damals zur Gründung der DDR geführt hatten. Man merkt, wie sehr die beiden Weltkriege die Personen dieser Zeit geprägt und mitgenommen haben. Jeder hatte eine Verbindung oder Erinnerung an diese Zeit, die ihn/sie nicht losgelassen hat.
Trotz des eigentlich geringen Zeitfensters haben sich die circa 300 Seiten überhaupt nicht gezogen. Der Schreibstil war knapp aber trotzdem ausreichend detailliert. Es wurde in die Tiefe gegangen und ist doch recht oberflächlich gewesen.
Das Buch war sehr ehrlich, offen und auf eine sehr einfache direkte Art und Weise auch mutig. Die Protagonist*innen waren sehr authentisch und realistisch gestaltet. Der Fokus lag nonstop auf den Geschehnissen, welche nach der Einfahrt des Zuges in die Zone der DDR eintreten wurden. Trotzdem hat man neben diesem roten Faden einiges über die Persönlichkeiten und Geschichten der Protagonist*innen erfahren. Auch wenn diese wirklich unglaublich unterschiedlich, sowohl vom Alter als auch von den Erlebnissen oder den Persönlichkeiten, waren, konnte man sich dennoch in alle Personen hineinversetzen.
Alles in allem handelt es sich bei „3 1/2 Stunden“ um einen brillanten Roman, der die Ausmaße und Grausamkeit des Mauerbaus in einer unglaublich authentischen Spannung aufgreift. Nun bin ich wirklich auf den Film zum Buch gespannt, kann mir aber nicht vorstellen, dass dieser den Roman noch toppen wird.