München, Hauptbahnhof, Gleis 13

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bavaria123 Avatar

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Das Cover hat mich aufmerksam auf das Buch gemacht. Man spürt, dass es ein wenig in die Vergangenheit führen soll und das es auf einem Bahnhof oder in einem Zug spielen wird. So passt es absolut zu dem Inhalt.

Es ist der 13. August 1961. Pünktlich um 8.10 verlässt der Interzonenzug D 151 die bayrische Hauptstadt in Richtung Ost-Berlin. Viele Passagiere sind auf dem Weg zurück in die DDR, als sich ein Gerücht im Zug verbreitet: die Grenze soll dicht gemacht werden. Richtig dicht - vermauert sozusagen.

Es geht also um ein wichtiges historisches Ereignis. Als ich auf die Welt gekommen bin, gab es diese Mauer durch Berlin dann schon.

Die Passagiere in dem Zug haben nun dreieinhalb Stunden Zeit, zu entscheiden, ob sie nach Hause fahren oder im Westen aussteigen sollen.

Robert Krause steigt rasant in die Geschichte ein. Ich kam mir ein wenig so vor, als gehe ich durch den anfahrenden Zug und sehe die anderen Mitreisenden. Auf den ersten 60 Seiten lerne ich 10 Protagonist*innen kennen. Manche wirklich nur so im Vorübergehen. Das hat mich zunächst schon etwas verwirrt. Aber je weiter ich gelesen habe, umso weniger hat es mich genervt. Eher fühlt e ich mich tatsächlich wie eine Mitreisende.

Das Buch ist in 154 Abschnitte gegliedert. Das sind dann entweder die perspektivischen Erlebnisse der Hauptfiguren oder Meldungen an das Präsidium der Volkspolizei in Berlin.

Wie ein Interzonenzug nimmt auch das Buch an Fahrt auf und nimmt mich mit. Mir ist es teilweise schwer gefallen, es aus der Hand zu legen. Der rasante Schreibstil zeugt davon, dass Robert Krause sein Geld unter anderem als Drehbuchautor verdient. Zu diesem Buch passt er ausgesprochen gut. So wird die Spannung noch weiter ausgebaut. Ich war mir bei vielen Personen lange nicht klar, wie sie sich in der Kürze der Zeit entscheiden würden. Eine so zukunftswichtige Entscheidung zu treffen, stelle ich mir sehr schwierig vor.

Mir hat das Buch nach anfänglichen Schwierigkeiten äußerst gut gefallen. Ich finde die weitreichende Recherche gelungen, ebenso die Umsetzung, wenn auch die eine oder andere Person ein wenig blass bleibt.
Sehr gern gebe ich 4 Sterne und empfehle "3 1/2 Stunden" historisch interessierten Leser*innen und allen, die spannend unterhalten werden wollen.