Dreikönigsmord

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Hauptkommissarin Jo Weber und ihr Kollege Lutz Jäger werden zu einem Leichenfund ins Kloster Waldungen beordert. Dort angekommen, erweist sich die Leiche als mehrere hundert Jahre altes Skelett und ist damit wohl kein Fall für die beiden Ermittler. Doch weit gefehlt: Auf dem Rückweg in die Stadt erleiden Jo und Lutz einen schweren Autounfall und finden sich plötzlich im Jahr 1380 wieder, Jo als Kaufmannswitwe und Lutz als Kneipenwirt. Auf der Suche nach einem Weg zurück in die eigene Zeit begibt sich Jo ins Kloster Waldungen und trifft dort auf die Äbtissin Agneta. Agneta erklärt Jo, dass sie erst ins 21.Jahrhundert zurück kann, wenn sie den vor zwei Tagen geschehenen Mord an einem jungen Mann aufgeklärt hat…

Bea Rauenthal gelingt es hervorragend, den Leser schon mit den ersten Seiten ins Geschehen zu ziehen. Die Autorin lässt mit Jo und Lutz zwei gänzlich unterschiedliche Charaktere aufeinanderprallen. Jo ist diszipliniert, korrekt, ordentlich und Lutz locker, chaotisch, cool. Entsprechend ist die Stimmung zwischen den beiden anfangs fast explosiv, die Zusammenarbeit ist besonders Jo zuwider.

Sehr gut gelungen ist der Wechsel ins 14. Jahrhundert – die Atmosphäre ist plötzlich eine ganz andere. Geschickt gelöst fand ich, dass Jo und Lutz nach dem Zeitsprung jeweils in den Körper eines Urahns schlüpfen, so brauchen sie zumindest ihre Anwesenheit dem neuen Umfeld nicht erklären. Schwieriger sieht es mit ihrem Verhalten und der Sprache aus, hier kommt es zu einigen sehr humorvollen Verwicklungen.

Jo tut sich mit den Umständen und Gepflogenheiten im Mittelalter schwer und es ist äußerst hilfreich für sie, dass Bea Rauenthal ihr die liebenswürdige Magd Katrein zur Seite gestellt hat. Nicht nur die Ermittlungen im Mordfall machen Jo zu schaffen, auch die Brüder des verstorbenen Mannes ihres Mittelalter-Ichs wollen sie übervorteilen und sich die gut gehende Weberei unter den Nagel reißen. Es hat mir gut gefallen, dass Jo sich auch um die Belange und den Haushalt ihrer Urahnin kümmern muss.
Lutz kann sich ohne viel Mühe auf die neue Situation einstellen, fühlt sich in seiner Position als Kneipenwirt ganz wohl und findet sogar die Zeit, Fußballspiele zu organisieren.

Für die Ermittlungen müssen Jo und Lutz alle Zwistigkeiten aus der Gegenwart ablegen und Hand in Hand zusammenarbeiten. Die Autorin lässt es im Verlauf der Handlung sogar zu, dass es zwischen den beiden ganz leicht knistert, von einer wirklichen Romanze sind sie aber meilenweit entfernt.
Die Nachforschungen gestalten sich als schwierig, denn die zur Verfügung stehenden Mittel für eine Spurensuche sind dürftig. Dank der klugen Äbtissin Agneta, die Jo und Lutz mit pfiffigen Ideen unterstützt, gelingt es, nach und nach Licht in das Dunkel zu bringen. Trotzdem gehen die Ermittlungen sehr schleppend voran, und das wirkt sich auf die ganze Geschichte aus – der anfängliche Schwung in der Handlung lässt leider immer mehr nach. Dennoch ein gelungener Start in eine neue Serie - ich freue mich schon auf weitere Abenteuer mit Jo und Lutz.