Mörderische Zeitreise

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spreeperl Avatar

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Der Roman Dreikönigsmord von Bea Rauenthal hat mir sehr gut gefallen. Die Idee ein Kriminalistenpaar ins Mittelalter zu verlegen fand ich gut.

Die resolute Jo Weber fühlt sich nicht wohl und will lieber im Bett bleiben, als sie zu einer Leiche gerufen wird. Zusammen mit dem Hauptkommissar Lutz Jäger, welcher ein Frauenheld ist, fährt sie ins Kloster Waldungen. Die Leiche liegt aber schon 600 Jahre dort wie sich später herausstellt. Auf dem Heimweg hat Jo schon Fieber und baut im Schneegestöber einen Unfall. Als sie langsam wieder zu sich kommt, glaubt sie an einen Traum, sie ist im Mittelalter gelandet und macht sich gleich ein paar Feinde. Jetzt weiss sie auch gleich woher der Nachnahme kommt – sie hat einen reichen Weber geheiratet. Da erscheint auch schon Lutz Jäger auf der Bildfläche, er ist auch dort gelandet, er ist der Wirt einer Kneipe und hat einen schlechten Ruf. Da gibt es auch schon der ersten Toten im Kloster. Jo und Lutz machen sich auf den Weg und werden von der Äbtissin des Klosters, Agneta, empfangen. Diese eröffnet ihnen auch gleich, dass sie den Mord aufklären müssen, um in ihre eigene Zeit zurück zu kommen. Während sich Jo immer noch an die Idee des Traumes klammert, macht Lutz das Mittelalter-Abenteuer Spaß. Er hat Freunde, Kochen und die Arbeit in der Kneipe klappen gut, so kann er es eine Weile aushalten. Das Verhalten und die merkwürdigen Worte der Beiden verwirren zwar ihre Bekannten, aber sie können sich ganz gut einfügen. Als noch weitere Morde geschehen, machen sie sich ans ernsthafte Ermitteln. Nur mit einem Lesestein als Lupe bewaffnet geht es auf Mörderjagd. Ohne Technik müssen sie sich auf ihren Spürsinn verlassen.
Mir hat die Zusammenstellung gut gefallen. Agneta als Gläubige, die an Vorsehung glaubt und doch neugierig auf Neuerungen ist. Josepha, die resolute Jo, ist im Mittelalter den Zwängen von Sitte und Anstand unterworfen und läuft noch Gefahr als Hexe verbrannt zu werden. Wozu ja schon das Anschwärzen reichte. Lutz, der Frauenheld, ist ein anständiger und hilfsbereiter Kerl.
Wer einen spannenden Krimi erwartet, wird enttäuscht sein. Für mich macht den Charme des Buches aus, wie die Beiden sich im Mittelalter zurecht finden, wie die Mitmenschen auf sie reagieren, wie sie ohne Hilfsmittel den Mörder aufspüren und wie so das Mittelalter aus heutiger Sicht aufgenommen wird. Jos verzweifeltes Festhalten am Traum ist witzig. Der Schreibstil ist locker und nachvollziehbar. Es gibt keine Brüche im erzählen. Das Ende mit der Heimreise ist gut gelungen. Es in eine Liebesbeziehung zu verwandeln muss nicht sein. Ich freue mich auf weitere Zeitreisen!