Gute Story, distanzierte Umsetzung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
darcy Avatar

Von

"Dreizehn Tage" ist eins der Bücher, bei denen ich mir echt den Kopf zerbrechen muss, um eine aussagekräftige Rezension hinzukriegen.
Einerseits gibt es hier einen ausgeklügelten, verzwickten Plot, interessante Figuren, detaillierte Polizeiarbeitsbeschreibung. Andererseits fehlt ein wenig Spannung, die erste Hälfte des Buches zieht sich etwas, bis man einen roten Faden erkennt und man dann endlich richtiges Interesse an der Lösung des Falles entwickelt. Schuld an diesem Zwiespalt ist für mich persönlich der unterkühlte Schreibstil der Autorin. Sie ist nicht nahe dran an ihren Figuren, der Leser bleibt oft außen vor, alles ist sehr vielsagend und bedeutungsschwer. Mit Alice Madison hat sie eine nicht besonders sympathische Heldin geschaffen. Sie ist taff, hat immer die richtige Intuition, ist superschlau, kann mit links und mit rechts schiessen und scheut natürlich keine persönliche Gefahr um ihren Job zu erledigen. Sie macht fast alles im Alleingang, begibt sich todesverachtend in die gefährlichsten Situationen. Und das alles macht sie, ohne das wir wissen warum. Oder wie sie tickt. Sie ist für mich definitiv kein Sympathieträger sondern einfach nur die Figur, die mich durch die Geschichte führt.

Durch den distanzierten Schreibstil hat es fast das halbe Buch gedauert, bis es mich gepackt hatte. Ich habe das Buch im Urlaub gelesen, wo ich meist nur morgens und abends und im Flugzeug Zeit zum Lesen habe. Bei dieser Art des Lesens merkt man schnell, wie sehr man sich hier auf das Lesen konzentrieren muss, um überhaupt zu behalten, wer wer ist und worum es gerade geht.Und die Autorin machte mir dieses Konzentrieren nicht gerade leicht. Es gibt viele Fakten und viele Figuren, die Geschichte tritt etwas auf der Stelle. Erst zur Mitte, als der Täter als Person eingeführt wird, wird es etwas spannend. Es dauert auch bis zur Hälfte, bis man wieder aufmerksam darauf wird, das nach 13 Tagen ja irgendwas passieren soll.

Auf der positiven Seite für das Buch ist bei mir definitiv der Plot. Der ist klug und verzwickt aufgebaut. Es gibt Wendungen und neue Entwicklungen, vor allem wenn langsam enthüllt wird, was damals im Wald mit den Jungen geschah und wie alles zusammenhängt. Leider leider dauert es halt das Halbe Buch, bis es soweit ist, und ich hatte schon überlegt, abzubrechen, als ich abends mal wieder nicht so genau wusste, worum es denn bei der peniblen Polizeiarbeit genau ging. Ab der Hälfte war ich dann aber doch genug interessiert, um zügig und neugierig weiterzulesen.

Im Nachwort erwähnt die Autorin, das ihre Geschichte "überbordert" ist. Ein wenig Straffung hätte hier gut getan. Auch ein weniger unterkühlter Schreibstil wäre wohltuend. So bin ich etwas zerrissen, würde der Autorin aber nochmal eine Chance geben.