Berührend und eindrucksvoll

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eosxo Avatar

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Erzählt wird die Geschichte aus den Perspektiven der sechs Familienmitglieder, was ein schöner und spannender Erzählstil ist, den die Autorin gekonnt einzusetzen weiß. Es ist interessant, die Geschehnisse aus den unterschiedlichen Wahrnehmungen zu erleben. Die Charaktere sind dabei so authentisch und intensiv gezeichnet, dass ich mich ihnen gleich ganz nah fühle. Jedes Kapitel ist dabei einem Familienmitglied gewidmet, beginnend mit dem Vater und endend mit der Mutter.

Es geht um den Vater der Familie, Hüseyin, der sich nach einem langen und harten Arbeitsleben in Deutschland endlich den Traum einer Eigentumswohnung in Istanbul erfüllt. Die Frührente macht es möglich, in sein Heimatland zurückzukehren. Er fährt schon einmal vor und möchte den Rest seiner Familie nachholen, stirbt jedoch kurz nach seiner Ankunft. Die Familie macht sich auf den Weg zu seinem Begräbnis, der nicht ganz ohne Zwischenfälle verläuft. Es geht auch um Rassismus und damit einhergehende alltägliche Bedrohungen, um Familie und die manchmal schmerzhaften Beziehungen untereinander, um Wurzeln und Identität in der heutigen Gesellschaft.

Fatma Aydemir erzählt diese berührende Geschichte ganz behutsam und mit gekonnten Zwischentönen. Sie spielt mit Klischees und Vorurteilen und beleuchtet diese sehr differenziert.

Ich kann dieses sprachgewaltige und beeindruckende Buch nur jedem ans Herz legen und uneingeschränkt empfehlen. Es hat mich berührt und noch einige Zeit zum Nachdenken angeregt.