Eine Familie - sechs Geschichten

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alice pleasance Avatar

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Der Start in die Geschichte ist ungewöhnlich, denn einer der Protagonisten stirbt schon direkt im ersten Kapitel. Hüseyin Yılmaz ist Familienvater und hat lange Zeit in Deutschland gelebt und gearbeitet, um sich seinen Traum erfüllen zu können. Nun steht er kurz vor der Rente und kann sich eine Eigentumswohnung in Istanbul leisten. Seine Familie will er damit überraschen und so richtet er sie alleine ein, während sich seine Familie noch in Deutschland befindet. Gerade als er fertig ist und nur noch darauf wartet, dass die Familie nachkommt, stirbt er an einem Herzinfarkt. Dieser Einstieg hat mich überrascht und nachdenklich gestimmt. Dass dieses Kapitel in der zweiten Person geschrieben ist, verstärkt den Eindruck nochmal. Es wirkt sehr eindringlich und intensiv.

Die weiteren Kapitel widmen sich dann immer jeweils einem Familienmitglied. Zunächst geht es um die vier Kinder Ümit, Sevda, Peri und Hakan. Alle vier gehen unterschiedlich mit dem Tod des Vaters um. Das liegt auch an ihren sehr unterschiedlichen Erfahrungen. Während Sevda ihre Kindheit bei ihren Großeltern in der Türkei verbracht hat, sind ihre Geschwister in Deutschland bei den Eltern aufgewachsen. Allein das hat sich auf die Verhältnisse innerhalb der Familie und auch auf den Lebensweg von Sevda ausgewirkt. Aber auch die Geschwister, die in Deutschland aufgewachsen sind, wurden durch ganz unterschiedliche Erfahrungen geprägt und haben jeweils ihre eigenen Vorstellungen vom Leben. Jedes der vier Kapitel hat etwas eigenes, das fesselt, beeindruckt und berührt - so unterschiedlich sie auch sind.

Das letzte Kapitel wird wieder in der zweiten Person erzählt. In diesem geht es um die Ehefrau und Mutter Emine?. Außerdem kommt schließlich auch die ganze Familie zusammen, bevor es zu einem - für mich - überraschenden Ende kommt. Bis zum Schluss hat mich die Geschichte der Familie Yılmaz in ihren Bann gezogen, mich beeindruckt und mir neue Blickwinkel eröffnet. Einzig das Ende war mir ein wenig zu dramatisch, was der Geschichte im Ganzen allerdings keinen Abbruch tut.

Dschinns von Fatma Aydemir erzählt von den Hoffnungen und Träumen einer Familie, die sich stark voneinander unterscheiden. Der Roman erzählt auch von den Leiden der einzelnen Familienmitglieder, gibt dabei aber einen hoffnungsvollen Ausblick auf die Zukunft. Große Leseempfehlung!