Familiendramatik

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bücherfreund54 Avatar

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Familiendramatik
Fatma Aydemirs zweiter Roman stellt eine türkische Familie vor bzw. das, was von einer Familie übrig geblieben ist.
Die Familie gehört zur ersten Gastarbeitergeneration n Deutschland. Hüseyin, der Vater, fährt zunächst allein nach Deutschland und holt später seine Familie nach bis auf Sevda, die vermeintlich Erstgeborene, die bei ihren Großeltern in der Türkei bleiben muss.. Am Ende seines Arbeitslebens am Hochofen und später in einer Kartonfabrik will er in die Türkei zurück und kauft eine Eigentumswohnung. Er richtet sie ein und will sie stolz seiner Familie zeigen - und stirbt unversehens an einem Herzinfarkt.
Seine Frau und seine vier Kinder kommen zur Beerdigung in die Türkei bzw. schaffen es nicht alle rechtzeitig.
In der vom Vater gekauften Wohnung brechen nun alle Konflikte innerhalb der Familie auf und das sind nicht wenige. Fatma Aydemir hat in ihrem Roman nahezu alle dankbaren Konflikte verarbeitet, die sich innerhalb der Familie auftun können: Homosexualität, Homophobie, Drogen, Emanzipation vom Patriarchat, Verteidigung der patriarchalischen Strukturen, Gewalt in der Ehe, Scheidung, Weggabe eines Säuglings….
Jedes Kapitel stellt die Probleme aus der Innensicht einer Figur dar. Für den Vater bzw. die Mutter nutzt die Erzählerin die seltene Du-Erzählform, was durchaus eine intensive Wirkung auf die Leserin/den Leser hat. Und sie findet für jede Figur eine eigene, unverwechselbare Sprache.
Diese Sprache ist überwiegend überzeugend, in einem Kapitel aber doch sehr klischeehaft.
Vielleicht hätte dem Roman eine Konfliktreduzierung gut getan. Insgesamt aber ergibt sich eine wirkliche spannende Auseinandersetzung zwischen den einzelnen Familienmitgliedern.