Fragen ohne Antworten

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mazapán Avatar

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Manchmal sind offen ausgesprochene Worte die Lösung für viele Probleme. Eine rechtzeitige Umarmung kann auch Schmerzen lindern. Wünsche zu äußern, ohne die Angst zu haben, als egoistisch betitelt zu werden, kann viel Frust sparen, und Respekt bei den Mitmenschen erzeugen, solange man auch Rücksicht auf andere und ihre Bedürfnisse nimmt.

Aber was ist mit Prinzipien, Werten, Religion und Traditionen? Verletzt man diese nicht, wenn man sich von Worten und Wünschen leiten lässt? Verrät man sich selbst nicht, wenn man Änderungen in sein Leben und in das der Familie zulässt?

In "Dschinns" von Fatma Aydemir wird eine türkische Familie mit diesen ganzen Fragen konfrontiert. Nachdem deren Oberhaupt plötzlich und unerwartet gestorben ist, treffen sich seine Frau und Kinder für die Beerdigung in Istanbul. Dieses Treffen verläuft regelrecht desaströs, der Tod des Familienvaters hinterlässt nicht nur eine unersetzbare Lücke, er hinterlässt auch viele Fragen, die keiner beantworten kann. Jedes Familienmitglied scheint, mit seinem Leben unglücklich zu sein, keiner traut sich, Wahrheiten auszusprechen, aus Angst vor Ablehnung. Was gibt es Schlimmeres, als von den eigenen Eltern nicht akzeptiert zu werden, wie man wirklich ist?

Fatma Aydemir hat mich tief beeindruckt! Ihre Geschichte über eine türkische Einwandererfamilie und ihre komplexe Problematik – nirgends zu Hause zu sein – hat mich bewegt, mich wütend gemacht und am Ende habe ich mich gefragt, ob es wirklich möglich ist, so tolerant zu sein, so offen und respektvoll allen Verwandten gegenüber, dass alle glücklich und zufrieden sein können. Ist das wirklich möglich? Und auch noch als Einwanderer? Ohne genug Deutschkenntnisse, ohne Ausbildung, ohne Perspektiven?

Genaue Antworten gibt es natürlich nicht. Die findet man selbst beim Lesen. Und ich finde, lesen sollte man dieses Buch auf jeden Fall!