Geheimnisse, Wünsche, Wunden

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dicketilla Avatar

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Voller Hoffnung machte sich Hüseyin einst von seinem kurdischen Dorf aus auf nach Süddeutschland. Er hatte sich all die Jahre nicht geschont, um seinen Traum zu realisieren, eine eigene Wohnung in Istanbul. Als er sie endlich gekauft und eingerichtet hatte, beendet ein Herzinfarkt sein Leben, ehe er sie seiner Familie zeigen konnte. So kommen seine Frau und die 4 Kinder nach Istanbul, um ihn zu beerdigen. Doch leider schaffen es zwei seiner Kinder nicht rechtzeitig, und man erfährt, was sie daran gehindert hatte.

Allen Familienmitglieder wird ein Kapitel gewidmet. Beginnend mit Ümit, dem jüngsten Sohn, der noch daheim lebt. Aufgrund seiner Neigung von den Mitschülern gemobbt wird, ein Arzt ihn davon heilen soll. Die Erstgeborene Sevda, lange schon die Familie und ihren auf erzwungenen Ehemann verließ. Sich selbst um ihre Bildung kümmerte, da sie nie die Schule besuchen durfte, sich selbstständig machte und alleine ihre zwei Kinder groß zog. Peri, die zur Freude der Eltern studierte. Früher ein zügelloses Leben führte, lange keinen Gedanken an den Vater verschwendete. Hakan, als Kurde diskriminiert in der Schule, in Geschäften, von der Polizei und den Glatzen. Das schnelle Geld und unsaubere Geschäfte würde nie wie sein Vater am Fließband stehen. Und zuletzt blickt man hinter das Leben von Emine, die gerne mit ihrem Mann Deutschland verlassen hätte, wo man sie nur wie Ungeziefer behandelte. Das Wort der Älteren galt, sich dem unterordnen musste, egal ob es einem das Herz zerriss.

Man wird Zeuge einer Kultur, die über Jahre Menschen beeinflusst. Erst die neue Generation aufbegehrt, sich dem zu widersetzen weiß, aber es dennoch durch sein Umfeld oftmals nicht möglich ist. Auf der einen Seite die Traditionen, der Glaube der Älteren. Dem gegenüber die Vorverurteilung und Diskriminierung eines einstigen Hoffnungsträgers. Es geht aber auch um die Frage, wo man seine Identivität, seine Heimat findet.

Die Geschichte bewegt sich zwischen Vergangenem und die Tage um die Beerdigung des Vaters. Und man erfährt viel, was sprachlos und traurig macht. Ein wichtiges Buch um Verständigung und Verstehen. Ausgrenzung noch heute zu finden ist. Keiner sollte sich über andere erheben, unabhängig von dessen Glaube. Fatma Aydemir hat mich mit ihrer Sprache total erreicht, sie hat für jedes Mitglied der Familie deren Besonderheiten hervorragend skizziert. Für mich ein Lesehighlight