Intensive Familiengeschichte

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Hüseyin hat sich einen großen Traum erfüllt. Er kam als Gastarbeiter nach Deutschland und hat nach vielen Jahren harter Arbeit genug Geld gespart, um eine Wohnung in Istanbul zu kaufen. Endlich ist er nicht mehr derjenige, der arbeiten muss, sondern schaut den Handwerkern dabei zu, wie sie die Wohnung nach seinen Vorstellungen für sich und seine Familie herrichten. Dann erleidet Hüseyin in seiner Istanbuler Wohnung einen Herzinfarkt und stirbt.

Seine Familie – bestehend aus seiner Frau Emine, den beiden Töchtern Sevda und Perihan sowie den beiden Söhnen Hakan und Ümit – kommen zur Beerdigung in Istanbul zusammen. Das Buch ist so aufgebaut, dass jeweils ein Kapitel aus der Sicht jedes Familienmitglieds erzählt wird. Schnell wir klar, dass in der Familie viele Konflikte herrschen und das Schweigen eines der größten Probleme ist.

Aydemir spannt den inhaltlichen Bogen über unterschiedliche Identitätsprobleme, die nicht immer etwas mit der Migrationshistorie der Familie zu tun haben. Es werden aber auch Themen, wie Rassismus oder das Ankommen und Zurechtfinden in einem anderen Land und einer anderen Kultur behandelt, ebenso wie innerfamiliäre Konflikte. Insgesamt hat mich das Buch zum Nachdenken angeregt und ich denke, dass es noch eine Zeit lang nachhallen wird.

Die Geschichte ist von Fatma Aydemir großartig erzählt, intensiv und atmosphärisch dicht. Sie gibt jedem Familienmitglied eine eigene Stimme, die Charaktere sind toll herausgearbeitet und authentisch. Die Geschichte hat mich sehr berührt.

Aus meiner Sicht verdient „Dschinns“ 5 Sterne. Ein großartiges Buch, das stellenweise hart ist, aber tief bewegt.