Jahreshighlight

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annaka Avatar

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Familienvater Hüseyin, der in den 70er Jahren als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland kam, erfüllt sich zum Rentenbeginn den Traum einer Eigentumswohnung in Istanbul. Nur um am Tag des Einzugs an einem Herzinfarkt zu sterben. Seine Familie, Frau Emine und die vier Kinder, reisen zur Beerdigung in die Türkei und werden dort mit den Geistern der Vergangenheit konfrontiert.

Selten war über ein Buch bereits zum Erscheinungstag so viel Lob zu lesen, der Hype war groß. Und ich kann jetzt sagen - zu Recht. Ich hatte wirklich hohe Erwartungen und sie wurden erfüllt. Fatma Aydemir hat mit Dschinns einen fulminanten Familienroman geschaffen über Ängste, Geheimnisse, Trauer, Schuld, Identität und der Zerrissenheit zwischen zwei Leben.
Jedes Familienmitglied bekommt ein eigenes Kapitel welches für sich steht, dennoch sind alle miteinander verwoben. Das macht den Aufbau des Buches besonders und gibt gleichzeitig jedem Mitglied der Familie eine eigene Stimme nachdem man dachte sie durch die Erzählungen der vorherigen Figuren bereits zu kennen.

Aydemirs Schreibstil ist grandios, mit vorsichtigen und behutsamen Worten legt sie Schmerz und Ängste der Protagonist*innen offen um uns kurz danach ihre Wut und Verzweiflung laut entgegen zu schreien. Jeder Satz passt, es ist kein Wort zu viel und keins zu wenig. Thematisch scheint der Roman zwischenzeitlich etwas zu viel zu wollen, zu viele wichtige Themen werden angeschnitten denen die wenigen Seiten dann nicht gerecht werden können. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau und macht Dschinns nicht weniger lesenswert.
Dieser Roman taucht ab in die Seele und die Abgründe einer Familie, ist ein Kunstwerk an Worten und hat mich tief berührt und beeindruckt zurück gelassen. Definitiv ein Jahreshighlight