Jeder hat seine Dschinns

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missbibliophile Avatar

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Hüseyin schuftet sich jahrelang kaputt in einem Land, das ihm fremd bleibt. Als er sich den langersehnten Wunsch nach einer Wohnung in Istanbul erfüllt, stirbt er, ohne je eine Nacht in ihr verbracht zu haben. Zu seiner Beerdigung reisen seine vier Kinder, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und seine Frau an. Sie alle haben mit ihren eigenen Dämonen - Dschinns - zu kämpfen.
Das Buch fesselt schon von der ersten Seite. Der Erzähler des ersten und des letzten Kapitels ist in der 2. Person. Ungewöhnlich, aber auch passend wie ein Rahmen. Die Sprache ist sehr bildlich, man kann sich sehr gut in die Geschichte hineinversetzen, fühlt die Hitze und Energie der Metropole Istanbul.
Die Haupthandlung findet im Sommer 1999 statt. Als in Ümits Kapitel dieser über tektonische Platten nachdenkt, ist mir klar geworden, was im Buch passieren wird. Dies hat mir die Lust am Lesen aber nicht verdorben, im Gegenteil: Es hat das Ganze realistischer gemacht, weil es etwas ist, dem man nicht ausweichen kann. Genauso wie dem Schicksal. Oder dem Tod.
Das Ende fand ich überraschend, denn damit hätte ich nicht gerechnet. Es hat aber gut zur Geschichte gepasst. Ich hätte aber gerne mehr erfahren und dafür weniger aus Hakans Sicht, weil ich das Kapitel verglichen mit denen aus Emines oder Peris Sicht eher schwach fand.