Leseempfehlung!

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Dschinns von Fatma Aydemir erzählt die Geschichte einer kurdischen Familie:
Hüseyin hat 30 Jahre lang in Deutschland geschuftet, nur um wenige Tage nach dem Beginn seiner Rente in der hart ersparten Wohnung in Istanbul an einem Herzinfarkt zu sterben.
Sein Tod sorgt dafür, dass sich die gesamte Familie zur Beerdigung in der Türkei einfindet.
Wir bewegen uns durch die Sichtweisen der verschiedenen Mitglieder der Familie: Vom Nesthäkchen Ümit, über die älteste Tochter Sevda, zur zweiten Tochter Peri und den ältesten Sohn Hakan bis hin zu Hüseyins Ehefrau Emine. In den unterschiedlichen Blickwinkeln spiegeln sich ähnliche Themen wider und doch ist es grade bei den Kindern von Hüseyin und Emine interessant zu sehen, wie unterschiedliche Persönlichkeiten mit einer ähnlichen Ausgangssituation umgehen. Die Handlung beschränkt sich dabei nicht nur auf die Tage vor und nach der Beerdigung, sondern erlaubt uns auch einen Einblick in die Hintergründe der unterschiedlichen Protagonisten.
Besonders im Kopf bleiben wird mir die Betonung des Unausgesprochenen. Jedes Familienmitglied trägt so viele Geheimnisse mit sich herum, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht ausgesprochen und besprochen werden. Während des Lesens hat das auf der einen Seite für Spannung gesorgt – Wer hat welche Geheimnisse und wer weiß von was? – auf der anderen Seite ist die Stille auch nervenaufreibend. Es kommt der Gedanke, dass eine offene Diskussion viele Sorgen und Nöte hätte lösen können, aber genau dieses nervenaufreibende macht die Handlung und auch die Handlungsweise der Protagonisten sehr nachvollziehbar. Innerhalb einer Situation ist es leider nie so einfach zu lösen, wie für einen außenstehenden Leser.
Dschinns ist ein lesenswerter Roman, der relevante Einblicke in interessante Lebens- und Gedankenwelten ermöglicht und dabei auf keiner Seite langweilig ist. Leseempfehlung!