Melancholische Chick-Lit

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hybris Avatar

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„Ich vermisse Dich.“
Das Cover von „Du hast mir gerade noch gefehlt“ versprüht durch die Farbgebung und die Motive auf dem Umschlag definitiv Retro-Charme. Ich hatte mich beim Blick auf’s Buch auf heitere Chick-Lit gefreut. Mhairi McFarlane steht eigentlich für gute Unterhaltung. Die deutsche Übersetzung „Du hast mir gerade noch gefehlt“ erinnert an Screwball-Komödien-Titel, der englische Originaltitel „Last Night“ klingt ernst & mysteriös.

Worum geht’s?
Eine Ich – Erzählerin führt durch das Geschehen. Diese Erzählperspektive mag ich sehr!
Im Mittelpunkt der Handlung stehen zunächst vier Freunde. Susie, Eve, Justin und Ed sind seit ihrer Collegezeit eine verschworene Gemeinschaft. Als Eds Freundin Hester ihm einen Heiratsantrag macht, ist Eve sehr unglücklich, da sie schon lange heimlich in Ed verknallt ist. Ein Unfall zerstört die Idylle, und Susies älterer Bruder Finlay taucht auf. Nach anfänglicher Skepsis merkt Eve, dass der spröde Bruder ihrer Freundin unter der harten Schale einen weichen Kern verbirgt; dies findet Eve durchaus attraktiv. Da kommt es zu einer unverhofften Wendung – plötzlich spielt Ed mit dem Gedanken, die anstehende Hochzeit zu canceln, und stürzt die Erzählerin Eve in’s Gefühlschaos…

Während der Lektüre hatte ich das Gefühl, dass es dauerte, bis die Geschichte richtig in Fahrt kam. McFarlane braucht in „Du hast mir gerade noch gefehlt“ sehr lange, um auf den (romantischen) Punkt zu kommen. Als Autorin hätte ich den plot gestrafft, der britische Humor gefiel mir jedoch gut. Ich wollte eine spritzige story zum Träumen & Entspannen lesen, der Roman ist jedoch eine eigentümliche Mischung aus Frauenliteratur und Drama, die nicht immer stimmig ist. Ich verstehe, dass Mhairi eine Lovestory mit Tiefgang präsentieren wollte, ich hatte mich aber (wie bereits erwähnt) auf eine heitere Erzählung gefreut, die traurigen Elemente nahmen für meinen Geschmack zu viel Raum ein. Man muss in der richtigen Stimmung sein, um das Buch zu lesen, witzige (ein wenig hirnlose) Chick-Lit im Stil einer Sophie Kinsella oder Helen Fielding bekommt man als Leser/in hier nicht serviert. Natürlich baut Mhairi McFarlane auch klassische Elemente des Genres ein. Ein love triangle darf selbstverständlich nicht fehlen. Eine routinierte Erzählerin ist die gebürtige Schottin allemal.

Fazit:
„Du hast mir gerade noch gefehlt“ konnte meine Erwartungen leider nicht ganz erfüllen. Der Roman ist trotzdem nicht schlecht, ich vergebe daher gute drei von insgesamt fünf möglichen Sternen für Mhairi McFarlanes neuestes Werk!