Die dunkle Seite einer Frau im Rampenlicht

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yernaya Avatar

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Clara Lofthus ist eine Frau im Rampenlicht. Als UNICEF-Mitarbeiterin in Nairobi rettet sie Kinder, als ihre Vorzeigeschule von Terroristen überfallen wird. Zurück in Oslo übernimmt sie als gefeierte Heldin erneut den Posten der Justizministerin, den sie schon einmal innehatte. Sie ist Mutter zweier Söhne und hat einen Partner, der ihr bedingungslos den Rücken freihält. Doch schnell wird klar, dass diese Lichtgestalt auch dunkle Seiten hat.

Die Autorin Ruth Lillegraven zeigt einen mitreißenden Schreibstil. In kurzen Kapiteln und mit wechselnder Perspektive begegnen wir Clara als Ich-Erzählerin, ihrem Partner Axel und dem Journalisten Heier jeweils aus der Perspektive eines personalen Erzählers. Dadurch ergibt sich eine mehrdimensionale Sichtweise und ein interessanter Spannungsbogen. Die Charaktere sind allerding zumindest in diesem dritten Teil doch recht eindimensional. „Düsteres Tal“ ist nämlich das Finale einer Triologie um Clara Lofthus. Der Roman lässt sich dennoch auch ohne Vorkenntnisse gut lesen. Ich hätte mir trotzdem gewünscht, die anderen Teile vorab zu kennen. Vielleicht wären mir die Beweggründe und Abgründe der Titelheldin und der anderen Protagonist*innen dann noch verständlicher gewesen. So erscheint Clara kalt und skrupellos und Axel leichtgläubig und aufopferungsvoll bis zur Selbstaufgabe, ohne dass klar wird, warum das so ist.

„Düsteres Tal“ wird vom List-Verlag als Thriller vermarktet, ist aus meiner Sicht aber eher ein Spannungsroman mit den typischen Merkmalen eines Nordic Noir Krimis. Lillegraven lässt uns hinter die Maske einer scheinbar perfekten Politikerin blicken, und was wir dort sehen, ist düster. Untermalt wird dunkle Atmosphäre, insbesondere im letzten Teil des Buches, durch die norwegische Landschaft. Titel und Cover des Buches passen perfekt zum dunklen Geschehen. Die Autorin stellt unter Beweis, dass es keiner blutdurchtränkten Seiten oder unrealistischer Actionszenen bedarf, um pure Spannung zu erzeugen.

Mein Fazit: Ein schnell gelesener Pageturner, den ich weiterempfehle und mit 4,5 Sternen bewerte. Vielleicht wären es mit Kenntnis der Vorgängerbände glatte 5 Sterne geworden.