Der Hintergrund der Musik

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
lesestress Avatar

Von

„Die Musik war mächtig, sie war mächtiger als alles andere. Mächtiger als Bilder, als Worte, ja mehr als die Liebe selbst. […] Die Musik konnte aus einem Funken ein flammendes Feuer entzünden, konnte die Menschen täuschen, sie wie ein Irrlicht vom Weg abbringen, sie gefangen nehmen und sogar verrückt werden lassen. Denn die Musik brachte die verletzlichsten, die tiefsten und geheimsten Stellen in den Menschen zum Vorschein.“

Dresden 1841: Das feierlich eröffnete königliche Hoftheater (heute besser bekannt als Semperoper) wirkt in seiner Pracht wie ein Palast für die Musik. Auf der Bühne bezaubern die Solist:innen und das Orchester an jedem Abend ihr Publikum. Hinter den Kulissen, fern der Augen aller Zuschauer:innen, geht es jedoch nicht weniger dramatisch zu: Die Primaballerina hütet ein tragisches Geheimnis, die Requisiteurin will ihrer Vergangenheit entfliehen, und die Kostümschneiderin hat den Glauben an wahre Leidenschaft verloren. Aber die Show muss weitergehen und bei allen Problemen ist das Opernhaus für sie alle ein magischer Ort. Auch die junge Elise Spielmann ist gleich beim ersten Besuch verzaubert. Als Tochter aus gutem Hause entstammt sie einer Musiker:innendynastie und träumt davon, selbst eine gefeierte Violinistin zu werden. Doch allein der Gedanke daran ist für die Männer seiner Zeit ein Affront. Während sie noch den talentierten Malergehilfen Christian Hildebrand in der Oper kennenlernt, ziehen sich schon im ganzen Land revolutionäre Kräfte zusammen – und ihr Leben gerät aus den Fugen …

Anne Stern, selbst promovierte Germanistin und Historikerin, nimmt Lesende in „Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie“ mit auf eine Reise in das Dresden des 19. Jahrhunderts. Vor dem Hintergrund der Musik erzählt sie aus dem Leben verschiedenster Protagonist:innen aus allen Gesellschaftsschichten, berichtet über ihr Leben und Lieben, von ihren Erfolgen und ihrem Scheitern, von Konventionen, Hoffnungen und Träumen, denen sie alle ausgesetzt sind. Wo ich normalerweise oft kritisiere, dass es zu viele Figuren gibt, hatte ich hier das Gefühl, dass nur durch diese Komposition der Vielfalt ein echter Querschnitt der damaligen Gesellschaft gelungen ist – Anne war hier mehr als gründlich! Und das ist auch genau die Stärke des Romans: Ihre Genauigkeit und Akribie in der Entwicklung wie Ausgestaltung aller Figuren und Ereignisse haben mich über alle Seiten hinweg begeistert. Vor allem die – historisch – eher ungewöhnlichen Ansichten der frechen Elise haben mich verzaubert. Nie hätte ich geglaubt, dass ein historischer Roman zugleich so feministisch sein könnte. In all meiner Begeisterung das Beste zum Schluss: „Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie“ ist nur der Auftakt zu einer neuen Stern’schen Erfolgsserie – und ich freue mich (no pressure!) schon jetzt auf den nächsten Band! Große Leseempfehlung für Musikbegeisterte und Liebhaber:innen historischer Romane.

Ich durfte das Buch nicht nur literarisch entdecken, sondern auf Einladung von @rowohltverlag und @annesternschreibt auf seinen Spuren wandeln. Zuerst gab Anne eine Lesung im @thalia_dresden, bevor wir tags drauf zusammen die Semperoper besichtigt haben und auf der Elbe geschippert sind – es war absolut fantastisch! Vielen herzlichen Dank an alle Beteiligten für diese wunderschönen Tage, ich hab’s wirklich geliebt mit euch. 💖