Mikrokosmos Semperoper und eine Liebe gegen alle Regeln

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Dresden hat sich schon immer mit der Kultur geschmückt und bekommt 1841 mit der Fertigstellung der Semperoper einen angemessenen Rahmen dafür. Die Bühne erstrahlt in hellem Licht und das Publikum klatscht begeistert Beifall. All die helfenden Hände, die das Schauspiel erst ermöglichen, bleiben im Dunkeln.

Und genau von diesen unbekannten Helfern erzählt die Autorin. Ich fand das unglaublich spannend und auch berührend. Denn all die Geschichten und Schicksale zeichnen gleichzeitig ein Bild der damaligen Gesellschaft und sozialen Verhältnissen. So gab es keine soziale Fürsorge, wie wir sie kennen. Waisenkinder mussten betteln, stehlen oder sich prostituieren, um zu überleben.

Die Klassen waren klar getrennt, ein sozialer Aufstieg so gut wie unmöglich. Da ist es keine Überraschung, dass es politisch gärt und die Ideen der Revolution großen Zuspruch haben.

War das Leben damals durch Zwänge bestimmt, war es für Frauen fast völlig unmöglich , ein selbst bestimmtes Leben zu führen in einer von Männern dominierten Gesellschaft. Die Primaballerina verliebt sich in den falschen Mann, wird schwanger und gerät ins Elend. Der Erzeuger bleibt unbehelligt.

Auch in der Kunst waren Frauen nicht erwünscht, da man ihnen schlichtweg die nötige Begabung absprach. Elise Spielmann ist eine begnadete Geigenspielerin und träumt davon , auf der Bühne zu stehen. Durch Zufall trifft sie den Malergehilfen Christian in der Semperoper und beide verlieben sich. Eine Liebe, die allein schon wegen des Standesunterschiedes keine Zukunft hat. Zudem hat Elises Vater ihre Heirat mit einem alten Freund beschlossen, da er sich dadurch die Verwirklichung seines eigenen Lebenstraumes verspricht. Elise muss sich entscheiden : eine Zweckehe in gesicherten Verhältnissen oder eine Liebesheirat.

Ich habe Elise wahrlich nicht beneidet und ich weiß nicht, wie ich mich entschieden hätte. Die Autorin schildert diese unschuldige Liebe in berührend schönen Bildern und man muss den beiden einfach alles gute wünschen.

Der Roman liest sich kurzweilig und breitet einen bunten Bilderbogen vor dem Leser aus. Dadurch , dass ich mich mit einzelnen Figuren identifizieren konnte, wurde eine ganze Palette unterschiedlicher Gefühle angesprochen und die sozialen Verhältnisse lebendig dargestellt.