Verena Hofer - Die Superfrau?

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Am Anfang des Buches steht das wundervolle Gedicht von Theodor Fontane – „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“. Damit stellt die Autorin Roxann Hill den Bezug zum Beruf der Protagonistin, sie ist Literaturwissenschaftlerin, und der Landschaft her. Obwohl die kriminalistischen Untersuchungen nicht auf Gut Wuthenow und auch nicht im Havelland stattfinden, sondern in Berlin.

Ganz schnell bin ich in die Geschichte hineingekommen.
Zu Beginn ein perverser Mörder, dem sein „Spielzeug“ keinen Spaß mehr macht. Er hat Freude am Quälen und Töten. Als der Mann, der fast noch ein Junge ist, nicht mehr reagiert, tötet er ihn. Hier agiert ein extrem perverser Mörder!
Im weiteren Verlauf lernt man eine junge Frau kennen. Verena Hofer benötigt dringend einen einträglichen, neuen Job. Sie und ihre kleine Nichte Amelie sind auf dem Weg von Nürnberg zum Gut Wuthenow im Havelland. Dort soll sie sich vermeintlich um einen Jungen kümmern. Angekommen, muss sie sich mit einigen Irrtümern bzw. Missverständnissen auseinandersetzen, bevor sie die Stelle endgültig antritt. Der Junge ist ein erwachsener, junger Mann und als Profiler, als freier Berater bei der Berliner Polizei beschäftigt. Allerdings hat er ein wesentliches Handycap! Sein Kurzzeitgedächtnis funktioniert nicht mehr, nachdem er schwer verletzt wurde. Verena nimmt die Stelle als Assistentin von Dr. Carl von Wuthenow an und beide werden kurz darauf als externe Berater der Staatsanwaltschaft im Fall des getöteten jungen Mannes in Aktion treten. Die junge Frau hat wahrlich keine leichten Aufgaben übernommen! Der Anfang las sich sehr gut. Doch wie sich die kriminellen Ermittlungen entwickelten, kamen bei mir hier und da schon mal leise Zweifel an der urplötzlichen Kompetenz der jungen Frau auf. Wie sie alles scheinbar mit links meistert, ist mir zu glatt erzählt und irgendwie realitätsfern. Auch die kleine Amelie, die gerade ihre Mutter verloren hat findet sich im Handumdrehen mit ihrer neuen Lebenssituation ab. Mit ihren fünf Jahren spricht sie sehr altklug und abgeklärt.

„Dunkel Land“ ist hauptsächlich aus der Perspektive von Verena Hofer erzählt und unterteilt in Kapitelnummern oder überschrieben mit Wochentagen. Die Charaktere von Carl und Verena waren meiner Meinung nach zu einfach gezeichnet. Mir gab es zu wenig Reibungspunkte. Verena ist taff und meistert alle Hürden, obwohl es viele heikle, gefährliche und eklige Situationen gab, die gestandene Männer an ihre Grenzen gebracht hätten.
Der Mörder wird durch einen Zufall entlarvt, zuerst natürlich von Verena! Carl, der erfahrene Profiler tappt in die Falle. Die Erzählstrategie wirkt auf mich sehr konstruiert.
Warum das Buch den Titel „Dunkel Land“ trägt, kommt auch zur Sprache. Es hängt mit dem jungen, ausländischen Opfer zusammen. Er empfand Deutschland als zu kalt und zu dunkel.

Wer den Krimi aufmerksam von der ersten Seite an liest, weiß sehr bald, wer der Täter ist. Für mich gab es zu viele offensichtliche Hinweise!

Trotz der vielen Ungereimtheiten im Zusammenspiel von Kriminalpolizei, Staatsanwaltschaft mit dem erfahrenen Carl und der unerfahrenen Verena, die plötzlich über Supertalente verfügt, war dieser Roman nicht langweilig. Er konnte mich gut unterhalten.
Der Schluss allerdings ist sehr merkwürdig. Es endet abrupt und unerwartet. Plant die Autorin eine Fortsetzung?
Da die Bewertung keine halben Sterne zuläßt, runde ich auf 4 von 5 Sternen auf.