Vielschichtiger Krimi

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Roxann Hills Buch Dunkel Land hat verschiedene Ebenen, die eine Einordnung als Krimi gar nicht so eindeutig erscheinen lassen. In den ersten Kapiteln läuft die Geschichte eher als Frauenroman an, als Verena Hofer mit ihrer verwaisten Nichte Amelie auf das Gut Wuthenow zieht, um ihren Job als Betreuerin von Carl von Wuthenow anzutreten. Erst, als sicher herausstellt, dass Carl nicht nur erwachsen, sondern Profiler der Staatsanwaltschaft ist, der zur Aufklärung von Kriminalfällen beiträgt, kommt der Krimi ins Spiel.
Verena rutscht in die Rolle einer Art ungelernten Ermittlerin hinein; das ist manchmal etwas unglaubwürdig, verzeihe ich aber aufgrund der packenden Geschichte. Auch die Frage, ob Carl es tatsächlich schaffen kann, alle Erlebnisse eines Tages im Laptop so festzuhalten, dass sein partieller Gedächtnisverlust kompensiert wird, möchte ich mal dahingestellt sein lassen.
Abgesehen von diesen beiden Kritikpunkten sind die fünf Sterne für mich berechtigt. Hill schreibt spannend, der Handlungsfluss ist stets nachvollziehbar und verliert sich nicht in Nebensächlichkeiten. Interessant die Rolle der Autofahrten zwischen Wuthenow und den Handlungsschauplätzen in Berlin; sie werden immer wieder geschickt genutzt, um die Handlungsstränge zusammenzuführen. Die ganze Geschichte ist sehr stark aus Verenas Sicht geschildert (die als Ich-Erzählerin fungiert), was sich konsequenterweise auch darin äußert, dass wir als Leser über das Stricher-Milieu und die Arbeit der Kriminalpolizei wenig erfahren. Insofern eine interessante Alternative zu den vielen Krimis, in denen die Leser allwissend gemacht werden.
Der Schluss ist für meinen Geschmack etwas zu dick aufgetragen, zumal ich nicht überrascht war, wer letztlich der Täter war.
Trotzdem empfehle ich das Buch weiter, es ist trotz der fast 400 Seiten schnell durchzulesen und in angenehmem Stil geschrieben. Der Spannungsbogen hält gut und die Balance zwischen den Elementen des Liebesromans und des Kriminalromans wird bis zum Schluss gehalten.
Besonders erwähne ich noch das Buchcover, das ausgesprochen gut zur Geschichte - die immer mal wieder Landschaftsbeschreibungen zulässt - passt und für mich auch sehr ansprechend wirkt.