Marie im Pech

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"Hart, schroff, melancholisch und rabenschwarz" mit diesen Adjektiven wird der Roman von Sven Heucherts absolut zu Recht beschrieben. Das Cover zeigt eine runtergekommene Ecke, einen halbzerfallenen Schuppen, vor dem ein alter Wagen steht, alles in Braun- und Rottönen gehalten. Das Cover passt gut zum Roman. Angesiedelt ist er in einem verlassenen Nest in der Nähe der belgischen Grenze, das ironischerweise Altglück heißt. Doch von Glück ist hier weder in der Gegenwart noch in der Vergangenheit etwas zu spüren. Achim, eine der Hauptfiguren, führte eine etwas schmierige Tankstelle. Er ist brutal und gnadenlos. Seine Geliebte ist mit ihrer Tochter Marie bei ihm untergekrochen, weil sie aus ihrer Vergangenheit im Milieu auch noch ein paar offene Rechnungen hat. Sie macht sich über Achim keine Illusionen, ihr Interesse besteht zunächst mal darin, ihre Tochter so gut es geht zu schützen und zu verhindern, dass sie in die Prostitution abrutscht. Vom Bild einer liebevollen Mutter ist sie allerdings auch weit entfernt, dazu ist selbst viel zu kaputt. Dunkel ist eine weitere Figur, als Söldner wurde es ihm in Nigeria ungemütlich und er hat das Leben aufgegeben. Da er Geld braucht, lässt er sich als Security für ein Objekt, eine stillgelegte Grube in Altglück, anheuern. Dunkel erinnert sich beständig an alte grausame Jagdszenen mit seinem Vater. Als Leser vermeint man die beschriebenen Gerüche und Bilder direkt wahrzunehmen. Darin liegt auch die große Stärke des Autors. Er kann die Gnadenlosigkeit der Akteure, die Belanglosigkeit der Handlung, den Zerfall und die Ausweglosigkeit der Personen punktgenau beschreiben. Ich habe das Buch schnell gelesen. Die Figuren können einem nicht ans Herz wachsen, selbst Marie bleibt in ihrer Duldsamkeit und Passivität blass. Was überwiegt ist der Ekel vor der Gewalt und der Gier und der Abgestumpftheit, die alle der Personen kennzeichnet, die erfolglos versuchen mit kriminellen Deals zum Glück zu kommen.Von daher weniger ein Kriminalroman, als ein Lehrstück, was Perspektivlosigkeit aus Menschen macht.